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"JA" ZUR KERNENERGIE

Ich meine, dass wir auf die friedliche Nutzung der Kernergie auf absehbare Zeit nicht verzichten können - und zwar wegen des Klimawandels, der Versogungssicherheit und der Energiepreise.

Die Weltbevölkerung wächst von derzeit 6,6 Milliarden auf rund 9,2 Milliarden Menschen. Der Energiebedarf wird weltweit dramatisch steigen, bis zum Jahr 2030 um etwa 50 Prozent. Besonders China und Indien entwickeln einen schier unstillbaren Energiehunger. Die meisten wissenschaftlichen Studien prognostizieren aufgrund des vermehrten Energiebedarfs und des damit verbundenen erhöhten CO2-Ausstoßes eine globale Erderwärmung von mindestens 1,4 Grad in den nächsten 100 Jahren. Andere Szenarien rechnen sogar mit 5,8 Grad.

Einerseits werben und arbeiten wir für verbindliche, ambitionierte Klimaschutzziele in Europa und weltweit. Andererseits beantworten wir die Fragen, wie denn ohne Kernkraft die CO2-Reduktionsziele erreichen wollen, mit einem Schulterzucken. Das ist unglaubwürdig und schadet uns. Außerdem: wenn wir selbst aus der Kernergie aussteigen, verlieren wir jeden Einfluss, anderswo für die Sicherheit von Kernkraftwerken zu sorgen. Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrungen im Umgang mit der Kerntechnik. Unsere Kraftwerke sind sicher, unsere Ingenieurleistungen sind weltweit gefragt.

Schon heute importiert Deutschland 80 Prozent seines Energiebedarfs. Die Importquote von Erdöl liegt bei 96 Prozent und die von Gas bei 83 Prozent. Und diese Abhängigkeit steigt weiter. Das Stilllegen von Kernkraftwerken in Deutschland bedeutet, dass diese vor allem durch Gaskraftwerke ersetzt werden müssen. Das verschärft die Abhängigkeit von russischem Gas. Niemand der die innere und äußere Entwicklung Rußlands verfolgt, kann unsere Abhängigkeit von diesem Land wollen. Das Widersinnige ist außerdem: Russland verkauft uns sein Gas, um sich selbst mit neuen Kernkraftwerken den Strom zu liefern.


Unsere Zukunft erfordert einen ausgewogenen Mix aus Öl, Gas, Steinkohle, Braunkohle, Kernenergie und erneuerbaren Energien. Die Kernkraft in Deutschland liefert über 26 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Bei der Grundlast-Stromerzeugung - also dem rund um die Uhr benötigten Sockelbetrag - liegt der Anteil sogar bei über 50 Prozent. Wind- oder Solarenergie sind wichtig, und wir stärken sie. Aber sie sind eben nicht grundlastfähig. Wasserkraft und Biomasse werden den Strombedarf nicht decken können.

Der rot-grüne Ausstieg aus der Kernergie sieht vor, bis 2021 alle 17 deutschen Kernkraftwerke vom Netz und 21000 Megawatt Leistung zu ersetzen. Aber wodurch? Mit Gaskraftwerken, was die Importabhängigkeit noch erhöht? Durch das Weiterlaufen älterer Kohlekraftwerke mit hohem CO2-Ausstoß? Allein in Deutschland werden durch die Nutzung der Kernkraft jährlich 150 Millionen Tonnen C02 eingespart. Das ist so viel, wie im Straßenverkehr im Jahr freigesetzt wird.


Wir müssen die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern. Mit den Kraftwerksbetreibern kann über ein Abkommen beraten werden, einen Teil der Erlöse aus den abgeschriebenen Kraftwerken in die Erforschung erneuerbarer Energien und in die Steigerung von Energieeffizienz zu investieren. Natürlich muss auch die Endlager-Entscheidung endlich getroffen werden. Die technischen Voraussetzungen sind geklärt - es bedarf jetzt einer politischen Entscheidung.