Hier finden Sie weitere Informationen in Broschüren der BÜRGER FÜR BEETHOVEN:
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Stephan Eisel
Ohne Beethoven-Rundgang keine Beethovenstadt
Bis zum Jahr 2000 gab in Bonn merkwürdigerweise keine Diskussion um einen Beethoven-Rundgang. In Rat und Verwaltung wurde keine Notwendigkeit gesehen mit einer solchen auch touristischen Attraktion Beethovens Bonner Jahre angemessen zu würdigen. Erste Ideen in der Verwaltung scheiterten 2000 am Desinteresse der damaligen Verwaltungsspitze. Während des Beethovenfestes 2001 brachten dann Mitglieder des Vereins BÜRGER FÜR BEETHOVEN an einigen authentischen Bonner Beethoven-Orten erste provisorische Informationstafeln an. Daraus wurde 2006 in Kooperation mit der Glasfachschule Rheinbach ein erster systematischer Rundgang mit dauerhaften Tafeln ehrenamtlich eingerichtet und mit Hilfe verschiedener Sponsoren privat finanziert. Als dann einige Tafeln beschädigt waren und ersetzt werden mussten, hat die Stadt Bonn 2013 nach einigem Drängen den Vorschlag des Vereins aufgegriffen und die Verantwortung für den Rundgang übernommen. Allerdings investierte sie lediglich 3.600 Euro für kleine Tafeln aus Verbundaluminium (40 x 52 cm).
Es war klar, dass Bonn mit dieser provisorische Lösung einiger Informationstafeln, die man suchen muss, dem Anspruch als Beethovenstadt nicht gerecht werden kann. Deshalb haben die BÜRGER FÜR BEETHOVEN immer wieder einen sichtbaren modernen Beethoven-Rundgang eingefordert und dazu im Juni 2016 auch ein Konzept für die angemessene Präsentation der authentischen Beethoven-Orte in Bonn und der Region vorgelegt. Oberbürgermeister Ashok Sridharan machte sich die Idee schnell zu eigen.
Ein solcher Beethoven-Rundgang soll sichtbar und erlebbar machen, dass Ludwig van Beethoven in Bonn nicht nur geboren ist, sondern 22 Jahre hier gelebt und gearbeitet hat. Dafür müssen die Orte erfahrbar gemacht werden, die in besonderer Weise mit seinem Wirken verbunden sind. Teilweise sind sie noch in ihrer (weitgehend) authentischen Form erhalten, teilweise muss daran durch geeignete Darstellungen erinnert werden. Dabei sollte eine moderne Präsentation das, was historisch bewusst gemacht wird, thematisch in Gegenwart und Zukunft überführen. Elektronische Medien sind dafür eine unverzichtbare Ergänzung, können aber nicht der Kern des Rundgangs sein, da die meisten Menschen und insbesondere Touristen nicht das virtuelle Erlebnis, sondern die reale Erfahrung suchen.
Zeitlich sollte sich der Rundgang auf das beschränken und konzentrieren, was unmittelbar mit Beethoven zu tun hat: Daraus ergibt sich die Zeitspanne vom Umfeld der Geburt 1770 bis zur Enthüllung des Beethoven-Denkmals 1845. Es geht zwar im Kern um Beethovens Bonner Zeit 1770 – 1792, aber in den unterschiedlichsten Zusammenhängen lässt sich auch die Bedeutung seiner Herkunft und Heimatverbundenheit für die Wiener Zeit thematisieren.
Nahe liegt die Unterteilung in einen fußläufig innerhalb von ca 2 Stunden absolvierbaren Kern-Rundgang, einen mit entsprechenden Verkehrsmitteln innerhalb eines Tages erreichbaren regionalen Rundgang und einen Wanderrundgang „Beethoven und die Natur“. Dabei sollten zentrale Orte mit einheitlichen klar sichtbaren und multimedialen Informationspunkten verbunden sein (z. B. sog. Chronoskope, die multimedial Bilder, Filme, Sprache und Musik integrieren) und je nach örtlichen Gegebenheiten mit geeigneten Darstellungen/Modellen erfahrbar gemacht werden. An weiteren Punkten außerhalb des Kern-Rundgangs – etwa dort, wo die verschiedenen Wohnhäuser der Familie Beethoven standen - reichen auffällige Informationstafeln aus.
I. Der Kern-Rundgang
1. Geburtshaus in der Bonngasse: In der Bonngasse lebten und arbeiteten Beethovens Verleger auch in der Wiener Zeit Nikolaus Simrock sowie Beethovens Geigenlehrer Franz Anton Ries, dessen Sohn Ferdinand später Schüler und Assistent des Komponisten in Wien war. Außerdem kam aus der Bonngasse Johann Peter Salomon, der die Haydn-Besuche in Bonn vermittelte und Beethovens Kontaktmann in London war. In der Bonngasse befand sich auch die Max´sche Akademie, wo Beethoven als Student immatrikuliert war.
2. Remigiuskirche in der Brüdergasse: Dort steht heute nicht nur der originale Taufstein aus der Beethovens Taufkirche, sondern hier hat Beethoven auch oft Orgel gespielt. Der Orgelspieltisch aus der damaligen Minnoritenkirche steht heute im Beethoven-Haus.
3. Marktplatz: Hier befindet sich sowohl das schon zu Beethovens Zeiten dominante Rathaus mit der Lesegesellschaft als auch Beethovens Stammkneipe Zehrgarten, wo ihn eine Freundschaft mit der Wirtstochter Babette Koch verband und er u.a. Anfang November 1792 mit Freunden seinen letzten Abend in Bonn verbrachte.
4. Kurfürstliches Schloss: Der damaligen Theatersaal des Schlosses war die Wirkungsstätte des Orchestermusikers Ludwig van Beethoven, wo er wichtige Werke seiner Zeit – u. a. die Opern von Wolfgang Amadeus Mozart – intensiv kennenlernte.
5. Schlosskirche: Hier erhielt Beethoven Orgelunterricht von Christian Gottlob Neefe und versah seinen Dienst als stv. Hoforganist.
6. Remigiusplatz: Hier stand Beethovens Taufkirche, die 1800 abgebrannt ist. Dort wurden seine Eltern und Großeltern getraut und vier seiner fünf jüngeren Geschwister getauft. Der Taufeintrag im Kirchenbuch von St. Remigius ist der Nachweis, dass Beethoven in Bonn geboren wurde.
7. von Breuning´sches Haus: Die Familie von Breuning war Beethovens Ersatzfamilie und mit den Kindern – allen voran Leonore von Breuning und Stephan von Breuning - verband ihn lebenslange Freundschaft auch in der Wiener Zeit.
8. Münster: Das Münster war schon Beethovens Zeiten der dominierende Kirchenbau in Bonn. Vermutlich ging er hier auch zur Schule.
9. Beethoven-Denkmal: Das am 12. August 1845 und wesentlich von Robert Schumann und Franz Liszt unterstützte Denkmal ist das weltweit erste Musiker-Denkmal.
10. Grab der Mutter Beethovens auf dem Alten Friedhof: Hier sind auch andere mit Beethoven eng verbundene Persönlichkeiten wie F. A. Ries, N. Simrock und R. Schumann begraben.
Ergänzend zu diesem Kern-Rundgang sollten an weiteren Stellen auffällige Informationstafeln angebracht werden, z. B. dort, wo die Familie Beethoven in der Rheingasse, Am Dreieck, der Wenzelgasse und der heutigen Rathausgasse gewohnt hat.
II. Der regionale Rundgang
Fünf von der Bonner Innenstadt nicht fußläufig erreichbare Stationen sollten die regionalen Beethoven-Orte verbinden. Das sind insbesondere
- die Redoute in Bad Godesberg, wo sich 1792 Beethoven und Haydn trafen,
- das Lippesches Palais in Oberkassel, wo Beethoven musizierte,
- Beethoven-Haus in Ahrweiler, wo die Familie von Breuning ein Sommerhaus hatte,
- das Mutter-Beethoven-Haus in Koblenz,
- und die Abtei in Siegburg, wo Beethoven Orgel spielte.
III. Der Rundgang „Beethoven und die Natur“
Durch einen Wander- bzw. Fahrradwanderweg im Siebengebirge, wo auch Beethoven unterwegs war, kann die wichtige Bedeutung der Natur für Beethoven und sein Schaffen erfahrbar gemacht werden.