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MORGENROT FÜR DAS FESTSPIELHAUS

20. September 2011
ist in Sicht, wenn nach dem Oberbürgermeister auch der Rat das Thema endlich auf die Tagesordnung setzt. Jedenfalls wächst der Druck aus Bürgerschaft, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Viele sind der Entschlussarmut an der Stadtspitze überdrüssig.
MORGENROT FÜR DAS FESTSPIELHAUS

 
Lesen Sie meinen Kommentar zur merkwürdigen Eröffnungsrede des Oberbürgermeisters beim Beethovenfest hier.
 
 
Den folgenden Text können Sie hier ausdrucken.
 
 
 
Das Beethoven-Festspielhaus: 
Der Druck wächst
 

Wegen einer unentschlossenen und unprofessionellen Bonner Kommunalpolitik droht das geplan­te Beethoven-Festspielhaus als größte Chance für Bonn seit dem Berlin-Bonn-Beschluss zu schei­tern. Bund, Land, Dax-Unternehmen, Rhein-Sieg-Kreis und Sparkasse KölnBonn, die auf Initiative von Bonner Bürgern 140 Millionen Euro (!) für Beethoven in Bonn investieren wol­len, sehen sich seit zwei Jahren aus Stadtverwaltung und Rat immer wieder mit demonstrativem Desinteresse konfrontiert. Jetzt sind manche mit ihrer Geduld am Ende: Wenn die Bonner unser Geld nicht wollen, ziehen wir eben unser Angebot zurück ! Das Projekt steht aus Messers Schnei­de !

Dabei war die Ausgangslage für Bonn traumhaft: Der Bundestag hat im Herbst 2007 – also vor vier Jahren (!) - beschlossen, die För­derung Beethovens in seiner Geburtsstadt in Liste nationaler Kulturprojekte aufzunehmen und da­für 39 Millionen Euro bereit zu stellen, wenn sich private Investitoren, das Land und die betroffe­nen Kommunen daran beteiligen. Daraufhin haben sich Post, Post­bank und Telekom bereit erklärt, ein spielfertiges Beethoven-Festspielhaus zu bauen und vollstän­dig zu finanzieren. NRW und der Rhein-Sieg-Kreis haben ihre Beiträge angeboten. Zwei herausragende Architektur-Entwürfe liegen durchgerechnet und baufertig auf dem Tisch.

Nur die Signale aus Bonn stiften Verwirrung. Zwar beschloss der Rat, für den Bau ein städtisches Grundstück zur Verfügung zu stellen – das Areal der Beethovenhalle -, aber dieser Standort wird immer wieder in Frage gestellt. Zwar bekannten sich vor der Kommunalwahl alle Parteien und die OB-Kandidaten (ausgenommen die Grünen), ausdrück­lich zum Festspielhaus, aber wenige Monate später legte OB Nimptsch das Projekt (ohne Ratsbe­schluss!) einfach auf Eis.

Zugleich werden den Bonnern konsequent die wichtigsten Fakten zum Festspielhaus vorenthalten:

  • Der Bau ist ohne Risiko für die Stadt: Die Dax-Unternehmen haben angeboten, den Bau eines spielfertigen Festspielhauses incl. möglicher Baukostensteigerungen vollständig (!) zu finanzieren. Auch Rücklagen für den Bauerhalt sind eingerechnet. Die Stadt hat sich nur verpflichtet ein Grundstück bereit zu stellen und entscheidet damit über den Standort.

  • Der Betrieb wird von einer Stiftung finanziert. Weder Bau noch Betrieb sind eine städti­sche Angelegenheit. Wie bei der Bundeskunsthalle geht es um ein nationales Projekt. Des­halb wird für den Betrieb eine Stiftung gegründet, an der sich bisher der Bund (39 Mio €), das Land (1 Mio € jährlich), der Rhein-Sieg-Kreis (3 Mio €) und die Sparkasse KölnBonn (5 Mio €) beteiligen. Nur die Stadt Bonn hat über ihren Beitrag noch nicht ent­schieden.

  • Die Betriebskonzepte liegen vor. Das „Kerngeschäft" leisten die Beethovenfeste. Dazu kommen die Konzerte des Beethovenorchesters und Vermietungen. Man geht von 100-120 Konzerten mit ca. 160.000 Besuchen pro Jahr aus. Die Be­triebskosten von ca. 8,8 Mio Euro werden durch Kartenverkauf (3 Mio), Erträge des Stif­tungskapitals (2,8 Mio) und den NRW-Zuschuss (1 Mio €) gedeckt. Weitere zwei Millionen an Einnahmen kommen aus Sponsoring, privaten Zustiftungen und dem Beitrag der Stadt. Selbst wenn die Stadt diese zwei Millionen alleine aufbringen würde, kann man wie beim Beethovenfest damit rechnen, dass das Vierfache von Besuchern in Bonn ausgegeben wird.

  • Die Alternative des Nichtstuns ist teurer: Einmal abgesehen von der Blamage für die Beethovenstadt - Ohne das Festspielhaus bliebe in Bonn alles beim Alten: Die Beethoven­halle kostet an Unterhaltskosten ca. 1,5 Mio € jährlich. Die anstehende bauliche Sanierung wird mindestens 20 Mio € verschlingen. Nach Presseberichten geht die Stadtverwaltung jetzt sogar von 30-35 Millionen aus. Allein in den nächsten beiden Jahren will die Stadt da­für 2,8 Mio € ausgeben. Zugleich ist die alte Beethovenhalle als Mehrzweckhalle kaum be­legt. Deshalb ist ein Festspielhaus ist im Vergleich zur Beethovenhalle in jedem Fall billiger.

Es ist gut, dass OB Nimptsch zur Eröffnung des Beethovenfestes das Thema Festspielhaus wieder auf seine Tagesordnung gesetzt hat. Jetzt ist der Rat in der Verantwortung, die Hängepartei zu beenden. Die Stadt könnte mit einem neuen Festspielhaus sogar Geld sparen, wenn es die alte Beethovenhalle mit ihren enormen Kosten ersetzt. Der ebenfalls mögliche Standort in der Rheinaue hätte diesen Vorteil der Kostenersparnis nicht.

Angesichts der jahrelangen Unentschlossenheit der meisten kommunalpolitisch Verantwortlichen ist kein Wunder, dass sich die ersten Sponsoren abzuwenden drohen. Die Telekom hat mitgeteilt, sie wolle den Bau nicht mehr mitfinanzieren, aber die Beteili­gung an den Be­triebskosten prüfen. Die Postbank signalisiert ihren Rückzug, weil das Projekt nicht vorankommt.

Die Post bleibt trotzdem ausdrücklich bei ihrem Engagement. Auch aus der Bonner Bürger­schaft kommt immer mehr Druck für eine positive Entscheidung. Im Internet haben für das Festspielhaus schon mehr Bürger mit vollem Namen unterschrieben als sich anonym für den populärsten Vorschlag bei der städtischen Internet-Aktion „Bonn packts an“ ausgesprochen haben. Zudem haben die drei ehemaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers, Peer Steinbrück und Wolfgang Clement noch einmal nachdrücklich an die Stadt appelliert, endlich grünes Licht zu geben.

Noch sind auch Bund, Land, Rhein-Sieg-Kreis bei der Stange, aber das Ende von deren Geduld ist absehbar. Wenn der Eiertanz der Bonner Kommunalpolitik weiter­geht, werden sich alle von der Beethovenstadt Bonn abwenden, die sich hier engagieren wollen. Dabei weiß jeder: Wenn das Projekt scheitert, will hinterher keiner der Totengräber gewesen sein. Wenn es gelingt, sitzen die heutigen Gegner mit Ehrenkarten im Eröffnungskonzert und waren schon immer dafür.

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