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Stephan Eisel
Die Ampel im Landtagswahl-Test
Seit dem Regierungswechsel nach der Bundestagswahl 2021 haben fünf Landtagswahlen stattgefunden und es bietet sich an, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Dabei gehört es zu den auch bei diesen fünf Wahlen zu beobachtenden durchgängigen Erfahrungen, dass die Parteien, die im Bund regieren, bei Landtagswahlen eher mit Verlusten rechnen müssen. Ebenso bestätigt sich, dass Wahlen viel mehr ein Urteil über die bisher Regierenden sind als Voten über die Zukunft und die Programme derer, die regieren wollen. In einem Wort: Wahlen sind eher Ab- bzw. Wiederwahlen.
So belegen die Ergebnisse im Saarland und in Berlin ein Misstrauensvotum gegen die Amtsinhaber Tobias Hans (CDU) und Franziska Giffey (SPD) und ihre Regierungen, während in Kiel, Düsseldorf und Hannover den Regierungschefs Daniel Günther, Hendrik Wüst und Stephan Weil das Vertrauen ausgesprochen wurde.
Dass das Ab- bzw. Wiederwahlmotiv gegenüber dem Votum für die jeweiligen Herausforderer dominiert, belegen übrigens auch zahlreiche kommunale Persönlichkeitswahlen. So war in Bonn 2015 die Wahl des Oberbürgermeisters Ashok Sridharan (CDU) ein virtuelles Votum gegen den nach einer Amtszeit nicht wiederkandidierenden OB Jürgen Nimptsch (SPD). Von enttäuschte Erwartungen an Sridharan wiederum profitierte 2020 die bis dahin weitgehend unbekannte Katja Dörner (Grüne). Für sie bahnt sich bei der nächsten OB-Wahl – weitgehend unabhängig davon wer der Herausforderer sein wird - ein Plebiszit gegen ihre sehr polarisierende Verkehrspolitik an.
So liegt für Herausforderer eine Wahlkampfstrategie nahe, die treffend mit einem Konfuzius zugeschrieben Zitat beschrieben wird: „Erzürne nicht, setze dich ans Ufer des ruhigen Flusses und warte, bis die Leichen deiner Feinde vorbeitreiben.“ Darauf berief sich Jürgen Rüttgers als er 2005
in NRW überraschend gegen den Amtsinhaber Peer Steinbrück (SPD) gewann und Armin Laschet (CDU) orientierte sich daran, als er 2017 ebenso überraschend Hannelore Kraft (SPD) besiegte.
Aber vor diesem Hintergrund zeigen die Landtagswahlen seit Amtsantritt der Ampel-Regierung von Kanzler Scholz (SPD) doch eine bemerkenswerte Auffälligkeit: Die Wähler reagieren unterschiedlich auf die drei Regierungsparteien:
2023 stehen noch drei weitere Landtagswahlen an: