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OB DAS OPERNGEBÄUDE "SANIERUNGSFÄHIG"

ist, soll durch ein Baugutachten festgestellt werden. So hat es der Bonner Stadtrat Ende 2021 beschlossen - aber die grün geführte Verwaltung hat das Gutachten immer noch nicht beauftragt.
OB DAS OPERNGEBÄUDE "SANIERUNGSFÄHIG"

 

 

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Stephan Eisel

Grüne verhindern Gutachten zum Operngebäude

Ratsmehrheit und Verwaltung wiederholen Beethovenhallen-Fehler

Bürgernahes Musikzentrum als Alternative 

In Bonn haben Rat und Verwaltung versprochen, aus dem von ihnen verursachten Desaster bei der Sanierung der maroden Beethovenhalle zu lernen. 2012 hatte die Stadtverwaltung einen Sanierungsaufwand von nur 29,8 Mio € angegeben. Drei Jahre später waren es zum Baubeginn schon 60 Mio € und heute geht die Stadtverwaltung von Kosten in der Höhe von 225 Mio € aus. Es ist nicht abzusehen, wie tief das Millionenloch noch wird und wie sehr sich die Bauzeit weiter verlängert. Aus den einmal geplanten zwei Jahren sind inzwischen über acht Jahre geworden.

Dieses von den Grünen initiierte, von einem SPD-Oberbürgermeister dem Rat vorgeschlagene und von CDU und FDP mitgetragene Sanierungsdebakel nahm seinen Anfang als Rat und Verwaltung vor ihrer Beschlussfassung ausdrücklich darauf  verzichteten, die Bausubstanz der Beethovenhalle gutachterlich untersuchen zu lassen.

Bei der Frage nach der Zukunft des ebenfalls maroden Operngebäudes  wird jetzt trotz aller gegenteiligen Beteuerungen der gleiche Fehler gemacht. Zwar hat der Bonner Rat Ende 2021 hat mit großer Mehrheit ein Gutachten zur „Sanierungsfähigkeit“ des maroden Operngebäudes beschlossen. Aber Mitte 2023 hat die grün geführte Verwaltung nach  eineinhalb Jahren immer noch keine Fachfirma damit beauftragt. Das ist nicht nur eine glatte Missachtung des Stadtrates, sondern auch unverantwortlich gegenüber der Bonner Kultur und der Bürgerschaft.

Schon ohne Gutachten über die Bausubstanz ist in der Presse von einem Aufwand von mindestens 200 € die Rede. Tatsächlich muss man nach den Erfahrungen bei der Beethovenhalle bei der Oper – wenn eine Sanierung bautechnisch überhaupt machbar und sinnvoll ist - mit Sanierungskosten von mindestens 400 Mio € rechnen. Es ist kein Zufall, dass sich mit Düsseldorf und Frankfurt wichtige Städte für einen Neubau ihrer Oper statt einer Bestandssanierung entschieden haben.

Völlig illusorisch ist die von der grünen Ratskoalition angestrebte Sanierung bei laufendem Betrieb. Dazu ist das Gebäude viel zu marode. In jedem Fall ist ein Gutachten über die Bausubstanz zwingende Voraussetzung für eine solide Entscheidung. Es liegt der Verdacht nahe, dass dieses Gutachten trotz Beschlussfassung des Rates auch nach 18 Monaten noch nicht beauftragt ist, weil man in der grün geführten Verwaltung und Ratsmehrheit befürchtet, dass das Ergebnis einer solchen Untersuchung alle Sanierungsüberlegungen beerdigt.

Aber diese Vogel-Strauß-Politik „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ hat schon bei der Beethovenhalle ins Desaster geführt. Es muss endlich eine offene Diskussion über die Alternativen geführt werden. Ein neues Bürgerzentrum für Kultur wäre erheblich sinnvoller als die teure Sanierung maroder Altbauten und sowieso unumgänglich, wenn gutachterlich festgestellt wird, dass das Operngebäude nicht „sanierungsfähig“ ist.

Ein Neubau hätte auch niedrigere Betriebskosten und könnte moderne Standards der Umweltverträglichkeit erfüllen. In Florenz entstand 2014 ein solcher Neubau als integriertes Opern- und Konzerthaus für 140 Mio € – mit großem Saal (1.800 Plätze), kleinen Saal (1000 Plätze) und einer Freiluftbühne mit 2000 Plätzen.

Ein bürgernahes „Haus der Musik“ könnte Oper, Konzerten aller Sparten und Kulturevents verschiedener Art eine Heimat bieten. Man könnt es z. B. als Beethoven-Campus vor der Beethovenhalle bauen, die sich dann abgespeckt als Foyer und Probenraum nutzen lässt.

Ein solches Konzept könnte auch ein gravierendes Problem heben, das sich heute stellt: Das Bonner Opernhaus im Zentrum der Stadt ist nur geöffnet, wenn es Vorstellungen gibt. Die meiste Zeit wirkt es mit seiner Umgebung wie ein verlassener Ort – auch wenn im Innern der Probenbetrieb läuft. Diese räumliche Isolation der Oper ist fast symbolisch für die von interessierter Seite immer wieder behauptete Distanz der Oper zur Bürgerschaft. Es ist aber kein Zufall, dass von 40 deutschen Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern 39 eine Oper haben. Die Ausnahme ist Bochum, wo es aber einen modernen Konzertsaal gibt.

In Bonn könnte mit einem mutigen Zukunftswurf die Zukunft der Oper gesichert und das Manko des fehlenden Konzertsaals in der Beethovenstadt behoben werden. Eine solche Lösung hat auch die von der Stadt 2018 in Auftrag gegebene Untersuchung des auf Kulturberatung spezialisierten Unternehmens actori empfohlen. Es wurden sechs verschiedene Szenarien untersucht und sowohl finanziell als auch ideell („Zukunftsfokus“) bewertet. Dabei schnitt die Variante „Neubau Mehrspartenhaus vor der Beethovenhalle (Beethoven-Campus“) doppelt so gut ab wie eine Sanierung der alten Oper.

Die actori-Untersuchung unterstreicht die vielen Vorteile eines Neubaus für Bonn, denn er würde

  • den tatsächlichen Bedürfnissen in Bonn angepasst werden können,
  • verlässlicher zu planen sein als Sanierungen im Bestand,
  • dem neuesten technischen Standard entsprechen und so u. a. Energiekosten sparen
  • und vor allem eine Öffnung zur Bürgerschaft ermöglich, die kulturelle Institutionen brauchen, wenn sie wirken und zugleich von den Menschen getragen sein wollen.

So könnte in Bonn ein Bürgerzentrum für Kultur entstehen, das der Oper ein neue Heimat bietet, endlich den in der Beethovenstadt so schmerzlich vermissten Konzertsaal ermöglicht und als offenes Bürgerzentrum für alle Kultur den Menschen näher bringt. Für ein solches Projekt ließe sich auch die Stadtgesellschaft mobilisieren, die sich frustriert zurückgezogen hat, nachdem Rat und Verwaltung 2015 das im Bau völlig privat finanzierte und im Betrieb weitgehend vom Bund getragene Beethoven-Festspielhaus scheitern ließen. 

Wenn die Bonner Kommunalpolitik diesen Mut zur Zukunft nicht aufbringt, wird sie die Bürgerschaft einmal mehr enttäuschen, Politik, die nur verwaltet und nicht gestaltet, landet letztlich immer in der Sackgasse.

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