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IN BONN WIRD ÜBER KULTUR-GEBÄUDE

entschieden, ohne deren Verwendungszweck zu klären - z. B. mit millionenschweren Planungsmittel für die Beethovenhalle, ohne zu wissen, wofür die Halle überhaupt gebraucht wird. Statt solcher Geldverschwendung ist ein Gesamtkonzept notwendig, bei dem die Gebäude den Inhalten dienen. Dazu ein Diskussionsanstoß: Konzertsaal im Festspielhaus, Theatersaal in die Beethovenhalle und Godesberger Stadthalle als Mehrzweckzentrum.
IN BONN WIRD ÜBER KULTUR-GEBÄUDE

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10 Mehrzweck-Veranstaltungen an 181 Veranstaltungstagen:
Die Veranstaltungsbilanz der Beethovenhalle für das 1. Halbjahr 2015 finden Sie hier.

Meinen Diskussionanstoß können Sie hier kommentieren und diskutieren.

Stephan Eisel

Ein kulturpolitischer Diskussionsanstoss

Gebäude müssen den Inhalten dienen

Theatersaal in die Beethovenhalle, Godesberger Stadthalle als Mehrzweckzentrum, Konzertsaal im Festspielhaus und Oper sanieren

Die kulturpolitische Debatte in Bonn wird belastet von einer Immobiliendiskussion ohne Bezug zu den Auf­gaben der jeweiligen Gebäude. Ein inhaltli­ches Konzept liegt nur für das Beethoven-Festspielhaus vor. 

Beethovenhalle als Beispiel inhaltlicher Orientierungslosigkeit mit Kostenexplosion

Der Rat hat 2011 den Erhalt der Beethovenhalle beschlossen, ohne nach den Kosten oder danach zu fra­gen, wofür die Halle überhaupt gebraucht wird. Das war fahrlässig. 2012 behauptete ei­ne städtischen „Vor­studie“, eine „komplette Grundsanierung der Beethovenhalle als Multifunk­tionshalle“ koste 29,8 Mio Euro und ein „hochwertiger Konzertsaal“ in der alten Halle sei für 42,8 Mio Euro zu haben. 

Seit April 2015 wissen wir, dass die Beethovenhalle die Stadt je nach Sanierungs- bzw. Modernisierungsu­mfang bis zu 90 Mio Euro kostet: Schon die „Herstellung der Betriebssicherheit für den bisherigen Betrieb“ (Variante 1) wird mit 31 – 40 Mio Euro veranschlagt. Die Modernisierung zur Multifunktionshalle (Variante 2a) mit „teilweiser Er­tüchtigung der Akustik“ kostet 56 – 70 Mio Euro, eine „konzert­taugliche Multifunktionshalle“ (Va­riante 2b) 69 – 90 Mio Euro. Nach dem Konzertsaal 2011 schließt der Rat jetzt auch die „konzerttaugliche“ Mehrzweckhalle aus und gibt Pla­nungsmittel in Höhe von zwei Mio Euro (über eine Mio Euro ist schon ausgegeben) für die Variante 2a, die mit dem Fest­spielhaus nicht gebraucht wird. 

Damit steht fest, dass Bonn ohne das Festspielhaus im Beethovenjahr 2020 weder einen Konzertsaal noch auch nur eine „konzerttaugliche“ Mehrzweckhalle haben würde. Bestenfalls käme es zu einer Lösung, die nach Aussage eines von der Stadt be­auftragten Experten in der jetzigen Halle „den Klang etwas mehr als in ho­möopathischer Grösse verbessern“ würde. Selbst dafür müsste die Stadt bis zu 70 Mio Euro aufbringen. 

Seit der Entscheidung, die Beethovenhalle zu erhalten wurde zugleich praktisch nur über das Gebäude ge­sprochen und nicht über dessen Verwendung. Dabei zeigt schon die aktuelle Veranstaltungsbilanz den be­grenzten Bedarf der Beethovenhalle als Mehrzweckhalle: Im 1. Halbjahr 2015 ist die Halle an 181 mögli­chen Veranstal­tungstagen nur mit zehn Veranstaltungen belegt, für die zwingend eine Mehrzweckhal­le gebraucht wird. In diesem Zeitraum fanden dort 23 klassische Konzerte sowie weitere 19 Veranstaltun­gen (U-Musik, Comedy) statt, die künftig im Festspielhaus stattfinden können. Wenig bekannt ist, dass der Betrieb der Beethovenhalle schon jetzt den städtischen Haushalt mit 1,5 – 2 Mio Euro jähr­lich belastet. 

Für den eigentlich sinnvollen und nach dem Denkmalschutzgesetz sehr wohl möglichen Abriss der Beetho­venhalle fehlt (noch) die Ratsmehrheit. Wer sie aber erhalten will, kann der Frage nach ihrer künftigen Ver­wendung nicht ausweichen. Dazu gehört dringend ein Hallenkonzept, das Kapazitäten der vorhandenen Hallen in städti­scher und pri­vater Trägerschaft, ihre Auslastung und Verwendungszwecke transparent macht. 

Wichtig ist eine offene Diskussion statt übers Knie gebrochener Einzelent­scheidungen. Der folgende Dis­kussionsanstoß konzentriert sich auf einige zentralen Fragen. Er ist mit keiner Institution oder Organisation abgestimmt, in der ich Ämter oder Funk­tionen habe. Er wird auch Widerspruch auslösen und ist kein umfassendes Patentrezept. Aber ohne Vorschläge gibt es keine Debatte und ohne Debatte keine Lösung.

Die Ausgangslage

  1. Es gibt in Bonn eine Überkapazität von großen Mehrzwecksälen (vor allem Beethovenhal­le (bis zu 2000 Plätze), Godes­berger Stadthalle (1000), Brückenforum (900), Telekom Basketshalle (5000), Tele­kom-Forum(1300) sowie im Maritim (2800) , Kameha (2000) und künftig das WCCB (4200).

  2. Die drei grössten städtischen Mehrzweckhallen in Bonn, Bad Godesberg und Beuel sind sanierungs­bedürftig. Nur für die Beethovenhalle liegen Zahlen vor (bis zu 90 Mio Euro).

  3. Die Beethovenstadt Bonn hat keinen angemessenen Konzertsaal. Mit dem im Bau vollständig privat finanzierten und im Betrieb wesentlich vom Bund und sposnoren getragenen Beethoven-Festspielh­aus liegt dafür ein konkreter Vorschlag vor, an dem sich die Stadt nur mit 14,4 Mio Euro über 20 Jahre gestreckt beteiligen muss.

  4. Die Oper ist sanierungsbedürftigt und das Theater hat mit Bonn, Beuel und Bad Godesberg auf Dau­er nicht an allen Standorten zu finanzierende Spielstätten.

  5. Das renommierte Privattheater Pantheon braucht eine neue Spiel­stätte. 

Entscheidungskriterien

  1. Wo es um Beethoven geht, müssen die Lösungen bis zum Jubiläumsjahr 2020 umgesetzt sein.

  2. Eine Zentralisierung aller wichtiger Einrichtungen in Stadtbezirk Bonn ist weder wün­schenswert noch sinnvoll.

  3. Die dauerhafte Sicherung von Oper und Schauspiel ist wichtiger als der Erhalt aller Spielstät­ten.

  4. Die Lösungen müssen sowohl im Blick auf Baukosten als auch im Blick auf Betriebskosten mög­lichst wirtschaftlich sein. 

Lösungsvorschlag

  1. Die Stadt saniert die Godesberger Stadthalle mit ihrer hervorragenden ÖPNV-Anbindung und ihrer dafür ange­messenen Größe als das zentrale kommunale Mehrzweckzentrum (bis zu 1000 Plätze, mehrere Zusatzsäle). Damit wird der wichtige Stadtteil Bad Godesberg durch eine zentrale städtische Einrichtung aufgewertet und tritt im Gegenzug die Spielstätte Kammerspiele ab. Ergänzend wird we­gen seiner Nähe zur Innenstadt das Beueler Brückenforum saniert.

  2. Die Beethovenhalle wird wegen des immensen finanziellen Aufwands nicht als Mehrzweck­halle mo­dernisiert, sondern zur Heimat des Theaters mit einem 600-800 Plätze umfassenden Saal. Dieser kann kostengünstig als "Box-in der-Box" in den Großen Saal eingesetzt werden und zugleich als Kammermusiksaal bzw. Ausweichquartier für die im Festspielhaus eingeplanten Proben des Beetho­ven Orchesters genutzt. Im Studio findet das Pantheon seine Hei­mat. Damit bleibt trotz der wohl nicht vermeidenden Schlie­ßung der Godesberger Kammerspiele das Theater erhalten, die Beethovenhalle leidet nicht unter dem Wettbewerb mit der Vielzahl anderer Mehrzweck­hallen und hat durch Theater und den Mieter Pan­theon eine nachhaltige Nutzung. Außerdem erübrigen sich andere millionenschwere Neubaupläne wie ein neuer Theater- oder Orchesterprobensaal.

  3. Statt einer aufwendigen Modernisierung der Beethovenhalle wird die Oper saniert.

  4. Als Konzertsaal wird das im Bau vollständig privat finanzierte und im Betrieb wesentlich vom Bund und Sponsoren getragene Beethoven-Festspielhaus realisiert. Es bietet dem Beethoven Orchester Bonn und dem Beethovenfest eine adäquate Heimstatt und wird für eine ähnliche Programmvielfalt genutzt wie die Kölner Philharmonie. 

Umsetzungsschritte

  1. Bis 2019 Fertigstellung des Festspielhauses, für das im Unterschied zu allen anderen Gebäu­den ferti­ge Architektenentwürfe, Betriebskonzepte und Finanzierungszusagen vorliegen.

  2. Bis 2020 Nutzung der Beethovenhalle und der Kammerspiele im derzeitigen Betrieb bei zeitgleicher Modernisierung der Godesberger Stadthalle.

  3. Ab 2020 Umbau der Beethovenhalle zur Aufnahme des Theaters, ggf. vorgezogene Umge­staltung des Studios der Beethovenhalle für das Pantheon. Nutzung der modernisierten Godesberger Stadthal­le als kommunales Mehrzweckzentrum.

Veranstaltungsbilanz Beethovenhalle

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