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EINEM KÜNSTLER VORZUSCHREIBEN, AUS

welchem Material er eine Skulptur zu fertigen hat, ist anmassend. Genau das will aber die  städtische Kunstkommission in Bonn unter dem Vorsitz der grünen OB Dörner. Dabei geht es um die Skulptur LAURELLE, die der renommierte spanische Künstler Jaume Plensa der Stadt als kostenlose Leihgabe angeboten hat.

 

Den folgenden Text können Sie hier ausdrucken. 

 

Stephan Eisel

Verwaltungsreglementierung statt Freiheit der Kunst

In Bonn will die Verwaltung einem Künstler vorschreiben, aus welchem Material eine Skulptur sein soll, die der Stadt als kostenlose Leihgabe überlassen wird 

I. Das kulturelle Angebot 

Die in Bad Godesberg ansässige „Stiftung für Kunst und Kultur“ verfolgt seit 1986 das Ziel der Präsentation von Kunst im öffentlichen Raum. Finanziert werden die Projekte durch Sponsoring aus der Wirtschaft oder dem Privatsektor. Von sich selbst sagt die Stiftung mit ihrem Vorsitzenden Walter Smerling, sie wolle „Kunst und Kultur als wesentliche und impulsgebende Bestandteile des gesellschaftlichen Zusammenlebens und Diskurses fördern.“ Ihre Projekte sind in verschiedenen Städten zu sehen. So gibt es beispielsweise in Salzburg einen „Walk of Modern Art“ mit 12 Skulpturen. In Bonn wurden bisher fünf Projekte realisiert

  • MARKUS LÜPERTZ, BEETHOVEN, 2014 am Stadtgarten / Alter Zoll

  • TONY CRAGG, MEAN AVERAGE, 2014 auf dem Remigiusplatz / Innenstadt

  • BERNAR VENET, ARC ‘89, 2016 am Trajektknoten/Helmut-Schmidt-Platz (B 9)

  • STEPHAN BALKENHOL, HOMMAGE AN AUGUST MACKE, 2018 auf dem Hofgarten

  • ERWIN WURM, WALKING BAG, 2022 an der Ecke Am Hof / Am Neutor

In der Regel handelt es sich dabei um kostenlose Leihgaben für zehn Jahre, wobei die Stiftung die Kosten für die Aufstellung und Versicherung trägt. Zuletzt hat die Skulpturen-Ausstellung „Licht und Transparenz“ zur Wiedereröffnung des Bonner Münsters über 90.000 Besucher angelockt.

Jetzt ist es zum Streit um ein neues Projekt gekommen, nämlich die Skulptur "Laurelle" des spanischen Bildhauers Jaume Plensa. Seine Werke werden auf der ganzen Welt gezeigt und er hat zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten. Die Stiftung für Kunst und Kultur hat seine sieben Meter hohe Skulptur als Leihgabe für den Bahnhofsvorplatz in Bad Godesberg angeboten. 

II. Die Reaktion der Verwaltung 

Die Stadtverwaltung hat zu diesem Angebot „erhebliche Bedenken“ bezüglich des Aufstellortes und auch des Materials des Werkes geäußert. Es gehe dabei auch um „Belange des Klimaschutzes“. Angeblich könne die Skulptur aus Gusseisen im Sommer zu viel Hitze abgeben. Die Kunstkommission der Stadt hat dann unter dem Vorsitz von OB Dörner beschlossen: „Der zeitlich befristeten Aufstellung der von Jaume Plensa zu schaffenden Skulptur „Laurelle“ wird erst zugestimmt, wenn hinsichtlich des Materials weitere Erkundigungen eingeholt wurden.“

Die Stiftung zeigt sich darüber irritiert, denn man habe bereits Anfang des Jahres die Oberbürgermeisterin und das Kulturamt über die Maße und das Material des Werkes informiert. Man sei dann vor dem Beschluss nicht mehr kontaktiert worden.

III. Die Antwort des Künstlers

Die Stiftung teilte nach Rücksprache mit dem Künstler mit, dieser werde seine „Skulptur aus keinem anderen Material fertigen. Natürlich ist er gegebenenfalls bereit, eine andere Skulptur für einen anderen Ort in Bonn aus anderem Material für einen anderen Preis zu fertigen“.

Außerdem habe sich der Künstler speziell für den Bahnhofsvorplatz in Bad Godesberg für sein Werk ausgesucht. Es gehöre zum Konzept der Stiftung, dass sich die Künstler den geeignetsten Standort für ihr Werk aussuchen.  Genau dies sei auch bei den bisher fünf Kunstprojekten der „Stiftung für Kunst und Kultur“ in Bonn geschehen.

In einem Brief an die Stadtspitze betonte die Stiftung:  „Wir müssen eine Finanzierung dieses Kunstwerkes und der Kosten Aufstellung und Pflege der Skulptur in der zehnjährigen Leihzeit durch privat aufgebrachte Mittel darstellen können.“ Es gebe dabei  „einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Aufstellungsort und der Finanzierung“. Für andere Plätze sehe man derzeit keine Finanzierungsmöglichkeit.

IV. Und nun ?

Der ganze Vorgang zeigt nicht nur, wie schwer sich die Bonner Stadtverwaltung mit Zukunftswegen für die Stadt tut. Man hat das ja auch erlebt als das privat finanzierte Beethoven-Festspielhaus  systematisch aus der Stadtverwaltung torpediert wurde.

Noch erschreckender ist die in diametralem Widerspruch zur Kunstfreiheit stehende Attitüde ausgerechnet der städtischen „Kunst“kommission gegenüber dem Künstler. Natürlich ist eine Kommune frei in der Entscheidung, die Leihgabe einer Skulptur generell oder für einen bestimmten Standort abzulehnen. Selbst die „Stiftung Kunst und Kultur“ hat als privater Finanzier „Verständnis für die Auffassung, diese Skulptur gehörte nicht an diesen Platz“. Hier sind im öffentlichen Raum die gewählten Mitglieder städtischer Gremien gefragt.

Dass eine Kunstkommission unter dem Vorsitz der Oberbürgermeisterin, also der Verwaltungschefin, aber einem Künstler aber vorschreiben will, welches Material er für sein Kunstwerk zu verwenden hat, ist schlicht anmaßend.

Wer diese Tür öffnet, sollte sich schon einmal darauf einrichten, dass das Kulturamt demnächst dem Beethoven-Orchester vorschreibt, aus welchem Material die Instrumente gefertigt werden, mit denen eine Beethoven-Sinfonien gespielt wird. Kluge Verwaltungen kennen ihre Grenzen und gerade Kulturverwaltungen sollten ein Vorbild darin sein, staatliche Reglementierungen nicht ausufern zu lassen.

Ob „Laurelle“ letztendlich aufgestellt wird, entscheidet übrigens die Bezirksvertretung Bad Godesberg. Man kann nur hoffen, dass man dort um Umgang mit der Kunst nicht auf das Niveau der städtischen Kunstkommission abrutscht.

Nachtrag: Durch politsche Entscheidung der Bezirksvertretung konnte die Skulptur letzlich im Mai 2024 aufgetsellt werden.

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