Der Chef des Bundeskanzleramtes, Bundesminister Thomas de Maizière, würdigte das Bauwerk: "Dieses Gebäude ist ein Symbol unserer Demokratie. Hier spiegelt sich das politische Selbstverständnis der noch jungen Bundesrepublik wider, offen und transparent in der Bauweise, zurückhaltend und sachlich in der Ausstattung. Die Räume sind voll von Geschichte und Geschichten. Sie wieder zum Leben erweckt, im besten Sinne revitalisiert zu haben, ist das Verdienst vieler Beteiligter. In einer zukunftsweisenden Form haben hier Bundeskanzleramt, Wüstenrot-Stiftung, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und das Haus der Geschichte zusammengewirkt."
Der Kanzlerbungalow gehört zu den herausragenden Bauten der deutschen Nachkriegsmoderne, in dem Zeitgeschichte geschrieben wurde. Ludwig Erhard beauftragte den Architekten Sep Ruf 1963 mit der Planung des Kanzlerbungalows. Ruf entwarf eine sachlich moderne, transparente Architektur und unterstrich damit die Funktion des Hauses als Ort der Begegnung und des Gesprächs. Nach Erhard nutzten die Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und kurze Zeit auch Gerhard Schröder den Bungalow. Bis auf Willy Brandt und Ger-hard Schröder, denen das Gebäude nur für repräsentative Veranstaltungen und Gespräche diente, hatten alle Kanzler hier ihren Bonner Wohnsitz.
Das seit dem Regierungsumzug 1999 leerstehende Gebäude wurde 2001 unter Denkmalschutz gestellt. Nach Durchführung einer Machbarkeitsstudie hat die Wüstenrot-Stiftung 2006 den Kanzlerbungalow in ihr Denkmalprogramm für die Erhaltung und Revitalisierung hochkarätiger Bauten der Moderne aufgenommen und nach Abschluss eines Vertrages mit der Eigentümerin (BMZ) 2007 mit der baulichen Instandsetzung und Sanierung begonnen. Die Arbeiten wurden Anfang 2009 abgeschlossen.
Die Wüstenrot-Stiftung hat die Denkmalmaßnahme in treuhänderischer Bauherrenfunktion inhaltlich und wirtschaftlich selbstständig durchgeführt. Schwerpunkte der baulichen Revitalisierung waren die komplette Erneuerung des Daches, die Ertüchtigung und Instandsetzung der komplexen Gebäudetechnik sowie restauratorische Arbeiten an Decken und Wandflächen. Eine besondere Herausforderung lag im Umgang mit den baulichen Veränderungen und historischen Zeitschichten im Inneren des Gebäudes.
Ziel war es, in befundorientierter Annäherung an die Rufsche Architektur den repräsentativen Gebäudeteil (Empfangsraum) wieder in den Zustand zur Amtszeit Erhards zurückzuführen, aber auch in einem zentralen Bereich (Speiseraum) die Ausstattung aus der letzten Nutzungsphase (Ära Kohl) zu erhalten. Für die Besucher des Bungalows sind somit die unterschiedlichen Wohnstile unmittelbar erlebbar.
Nach Abschluss der baulichen Revitalisierung und Einrichtung einer Dauerausstellung zur Nutzungsgeschichte wird der Kanzlerbungalow über die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bungalow wird zu einem Ort öffentlicher kultureller Kommunikation. Die Wüstenrot-Stiftung wird die neue Nutzung im Kanzlerbungalow die nächsten Jahre zusätzlich fördern und mit dem Haus der Geschichte zum Beispiel über ausgewählte Veranstaltungen zu Politik und Baukultur eng kooperieren.
Teil der Gesamtmaßnahme war auch die bauliche Sanierung des bereits 1954 errichteten Teehauses am Rhein, das vor allem Bundeskanzler Konrad Adenauer gerne aufsuchte, aber auch von den nachfolgenden Kanzlern für Gespräche und Begegnungen mit ihren internationalen Gästen genutzt wurde.
Architektur und Ausstattung: Im Auftrag von Bundeskanzler Ludwig Erhard hat der Architekt Sep Ruf 1963 zwei quadratische gegeneinander versetzt angeordnete und verschieden große eingeschossige Atriumsbauten mit 20 und 24 Meter Seitenlänge entworfen. Der kleinere Teil des Bungalows beherbergte die Privaträume des Kanzlers samt einem kleinen Innen-hof mit Schwimmbecken sowie die Räumlichkeiten für das Dienstpersonal. Der größere Atriumsbau war repräsentativen Anlässen, Empfängen und Begegnungen vorbehalten. Der Bungalow wurde am 12. November 1964 eingeweiht. Möbel der Miller-Collection und ausgewählte Kunstwerke verstärkten den Eindruck des sich weltoffen und modern präsentierenden Gebäudes. Der Kanzlerbungalow gilt auch im internationalen Vergleich mit Residenzen und Domizilen westlicher Regierungschefs als unverwechselbar und ohne historisches Vorbild.