Den folgenden Text können Sie hier ausdrucken.
Internet 2013:
Minderheit der Aktiven wird aktiver
Zahl der Onliner stagniert – „Randnutzer“ in der Mehrheit
Es passt nicht zu den gerne über das Internet verbreiteten Mythen, dass sich nur eine Minderheit der Menschen in Deutschland „digital souverän“ im Netz bewegt. Aber genau diese Tatsache belegen sowohl der aktuelle (N)ONLINER Atlas (D21-Digital-Index) als auch die aktuelle ARD-ZDF-Onlinestudie, die im Sommer 2013 veröffentlicht wurden.[1]
Übereinstimmend stellen beide Studien fest, dass nur 76,5 Prozent ((N)ONLINER-ATLAS) bzw. 77,2 Prozent (ARD-ZDF-Onlinestudie) der deutschsprachigen Wohnbevölkerung über 14 Jahre einen Zugang zum Internet haben. Als „Onliner“ galten dabei schon diejenigen, die das Internet innerhalb der letzten vier Wochen nur einmal genutzt haben.
Unverändert ist also ein Viertel der in Deutschland lebenden über 14-Jährigen nicht im Netz. Die Initiative D21 stellt dazu fest: „Seit zwei Jahren stagniert der Onliner-Anteil. … 23,5 Prozent und damit 16,5 Millionen Menschen in Deutschland sind überzeugte Offliner.“ Auch die ARD-ZDF-Studie konstatiert, 2013 gebe es „mit Ausnahme des Jahres 2009 der geringste Zuwachs seit 1998. … Ein Abflachen der Wachstumskurve ist bereits seit 2004 festzustellen.“
Beide Untersuchungen sehen in der Entscheidung, das Internet nicht oder nur selten zu nutzen, zunehmend eine bewusste Entscheidung. Zwar spielen mangelnde Computer- und Internetkompetenz und die Scheu vor den Kosten ebenso eine Rolle wie die Vorstellung, man brauche das Internet angesichts anderer Informationsquellen nicht. Es gibt aber auch die Gruppe, die mit „durchaus konkreten Vorstellungen von der digitalen Welt“ zur „typischen Aussage“ kommt: „Ich will mein Leben nicht im Netz verbringen.“„ (ARD/ZDF). D21 macht bei zwei Dritteln der Offliner Datenschutzbedenken aus.
Insgesamt ist zu beachten, dass ein Internetzugang noch nichts über Ausmaß und Art der Aktivität im Netz aussagt. Die ARD-ZDF Studie weist ausdrücklich darauf hin “die bloße Verfügbarkeit des Internets nicht automatisch zu einer routinierten und habitualisierten Nutzung führt.“ Die digitale Spaltung verläuft demnach „heute nicht mehr entlang der Trennlinien online/offline, jung/alt oder niedrige/hohe Schulbildung, sondern zwischen denen, die das Internet als Informations-, Aktions-, und Kommunikationsraum mehr oder weniger intensiv ausschöpfen, und jenen, die es kaum oder nur rudimentär nutzen.“
Deshalb beschreibt die ARD-ZDF-Online-Studie 2013 immerhin 43 Prozent der Onliner nur als „Randnutzer (25%) oder Selektivnutzer 18%)“, deren Internetnutzung „sich auf wenige bekannte Angebote (aus der Offline-Welt) und Funktionen (wie E-mail und Suchmaschinen) beschränkt.“ Nur ein Drittel der Onliner oder weniger nutzen Angebote wie Online-Banking (34 Prozent), Chatten (26), Online-Spiele (16), Download von Musikdateien (14), Gesprächsforen (10) oder Online-Shopping (10). Suchmaschinen (83) ) und das Versenden von e-mails (79) führen mit deutlichem Abstand die Liste der Aktivitäten im Internet an.
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung stellt auch der D21 fest: „Erst jeder dritte Bürger in Deutschland ist sehr kompetent im Umgang mit digitalen Themen.“ Dabei werden sechs Nutzergruppen unterschieden:
Ein neuer „D21-Digital-Index“ versucht zugleich digitalen Zugang sowie digitale Kompetenz, Nutzung und Offenheit zu messen. Danach hat „Deutschland mit 51,2 Punkten einen mittleren Digitalisierungsgrad erreicht“. Dabei zeigt sich „dass ein Grosteil der Bevölkerung über einen entsprechenden Zugang zur digitalen Welt verfügt und die Menschen in Deutschland digitalen Themen grundsätzlich offen gegenüberstehen. … Ein Bereich, der aktuell weit unter dem Gesamtindex liegt ist die „Digitale Nutzung“ – der Wert von 40,3 Punkten zeigt, dass die Bürger in Deutschland nur über ein eingeschränktes Nutzungsspektrum verfügen.“ Auffällig ist dabei, dass die 30-40-Jährigen im Digitalisierungsgrad an der Spitze, auch vor den unter 20-Jährigen liegen. Hier spielt die Berufstätigkeit und die Digitalisierung der Arbeitswelt die wichtigste Rolle.
Allerdings privilegiert das Internet dabei diejenigen, denen als „Bildschirmarbeiter“ auch am Arbeitsplatz ein ständiger Netzzugang zur Verfügung steht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hatten aber nur 63 der Berufstätigen 2011 am Arbeitsplatz einen Computerzugang.
Wer seinen Alltag in der „Bürowelt“ verbringt, hat es in der Internetwelt leichter als jemand, der im Handwerk, dem produzierenden Gewerbe oder dem Dienstleistungssektor arbeitet. Auch bei der politischen Teilhabe im Internet gibt es keine Chancengerechtigkeit zwischen dem Bauarbeiter und dem Bürokaufmann. Die eigentliche strukturelle digitale Spaltung verläuft zwischen denen, für die beim Internetzugang Arbeits- und Freizeit keinen Unterschied macht, und denen, die im begrenzten Zeitbudget ihrer Freizeit die Wichtigkeit der Nutzung des Internet für sich abwägen müssen. Das Internet privilegiert die „Zeitreichen“.
Die durchaus messbare Zunahme der Internetaktivität ergibt sich eben sich nicht aus einer größeren Reichweite des Netzes und neuen Nutzergruppen. Vielmehr werden die Internetaktivisten immer aktiver. Die „Unterwegsnnutzung“ nimmt zwar zu, aber „nur jeder fünfte Onliner (21%) nutzt täglich das Internet unterwegs.“ (ARD/ZDF). Die „steigende Verfügbarkeit mobiler Endgeräte“ erhöht die Zusatz- und nicht Einstiegsnutzung: „Im Schnitt stehen jedem Online-Haushalt nun 5,3 internetfähige Geräte zur Verfügung.“ (ARD/ZDF)
Dies zeigt auch ein Blick auf die medial besonders beachteten sozialen Netzwerke, die „zwar eine sehr hohe Reichweite vorweisen können, die aktive Nutzung (bleibt) jedoch in den meisten Fällen auf sehr niedrigem Niveau“ (ARD/ZDF). Nur 46 Prozent der 46 Prozent der Onliner sind in privaten Netzwerken (davon 89 Prozent auf Facebook).
Von denen, die in sozialen Netzwerken angemeldet sind, schreibt nur Hälfte dort wenigstens einmal wöchentlich eine Nachricht oder einen Kommentar wie es dem Charakter dieser Netzwerke entspricht, die eigentlich von einer täglichen Nutzung ausgehen. Höchstens ein Viertel der Internetnutzer sind also in sozialen Netzwerken aktiv, wobei im Zeitalter von Flatrates der Aktivitätsgrad nur schwer messbar ist. Facebook selbst zählt übrigens schon denjenigen als Nutzer, der sich nur einmal im Monat einloggt.
Für Twitter - angemeldet sind hier 7 Prozent der Internetnutzer - ist bekannt: „Nur knapp ein Drittel der Twitternutzer setzt allerdings selbst Tweets ab, der überwiegende Teil der Nutzerschaft bleibt passiv.“(ARD/ZDF) Schon 2012 stellte die ARD-ZDF-Onlinestudie fest: „Beim Echtzeitkommunikationsdienst Twitter klaffen zwischen öffentlicher Wahrnehmung und tatsächlicher Nutzung weiter Welten.“
Gültig bleibt hier die Aussage der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012: „Ähnlich wie in der Generation ihrer Eltern und Großeltern dominiert im Medienverhalten der Jüngeren eine passiv-konsumierende Grundhaltung, was auch den Umgang mit dem Internet einschließt. … Das Internet ist für sie kein neuer Medienkosmos, den sie selbst aktiv gestalten, sondern eine nützliche Erweiterung der „alten Medien““.
Angesichts dieser Situationsbeschreibung gilt nach wie vor: Wer die Möglichkeiten des Internets – auch in der politischen Arbeit - sinnvoll nutzen will, tut gut daran, die begrenzte Reichweite des Mediums nicht zu ignorieren. Die Annahme einer Dominanz oder gar Ausschließlichkeit der digitalen Welt führt in die Sackasse der Technikfaszination ohne Demokratiekompetenz.
[1] Die „Initiative D21“ von über 200 Unternehmen und Institutionen aus Wirtschaft und Politik will die digitale Spaltung in Deutschland überwinden. Seit 2001 legt sie jährlichen den (N)ONLINER Atlas vor (ab 2013 D21-Digital-Index). Dazu wurden im Januar/Februar 2013 insgesamt 3.819 computergestützte Telefoninterviews durchgeführt (http://www.initiatived21.de/wp-content/uploads/2013/05/digialindex_03.pdf).
Die seit 1997 jährliche ARD/ZDF-Onlinestudie basiert auf 1.800 Telefoninterviews vom März/April 2013 http://www.ard-zdf-onlinestudie.de)
Befragt wurde in beiden Fällen die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren in Haushalten mit Telefonfestnetzanschluss.
Die Presse zum Buch:
"unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
Ausführliche Pressestimmen zum Buch finden Sie hier
die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.