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Raus aus der Sackgasse der Sanierungsfälle:
Integrierten Neubau für Oper, Konzert und Schauspiel ernsthaft prüfen
Offenbar hat der Schock über das Desaster rund um die aufwendige denkmalgerechte Sanierung der Beethovenhalle inzwischen die Bonner Kommunalpolitik erreicht. War vor Jahren im Rathaus noch davon die Rede, man könne die alte Mehrzweckhalle mit etwa 20 Mio Euro wieder auf Vordermann bringen, ging der Sanierungsbeschluss des Rates im April 2016 schon von über 50 Mio Euro aus. Inzwischen sind die Sanierungskosten für die Beethovenhalle auf über 75 Mio Euro angestiegen. Rat und Verwaltung stehen hilflos einer Kostenexplosion von etwa einer Million Euro pro Monat gegenüber:
07.04.2016 (Drs. 161 1089): 53,4 Mio Euro
22.09.2016 (Drs. 161 2370): 59,9 Mio Euro
19.01.2017 (Drs. 171 0337): 61,5 Mio Euro
26.05.2017 (Drs. 1711685): 64,0 Mio Euro
15.06.2017 (Stadtdir. Fuchs im GA): 66,5 Mio Euro
27.06.2017 (Drs. 1711685ST2) 70,6 Mio Euro
12.09.2017 (Projektbeirat lt. GA) 72,2 Mio Euro
18.10.2017 (Drs. 171 3043) 73,3 Mio Euro
08.11.2017 (Drs. 1713263) 75,2 Mio Euro
Zugleich hat der Stadtdirektor als zuständiger Projektleiter dem Rat am 28. August 2017 lapidar mitgeteilt: „Vor diesem Hintergrund ist festzustellen, dass der Architekt trotz umfangreicher Unterstützung durch Fachplaner und Projektsteuerung keinen korrekten und mit den übrigen an der Planung fachlich Beteiligten abgestimmten Terminplan vorgelegt hat und somit derzeit keine belastbare Terminprognose möglich ist.“ (Mitteilungsvorlage Nr. 1712507).
Bisher hat die Bonner Kommunalpolitik zwar noch nicht die Kraft, die Luxussanierung der Beethovenhalle radikal abzuspecken, um die Kostenexplosion einzudämmen und sicherzustellen, dass die Halle zum Beethovenjubiläum 2020 keine Baustelle mehr ist, aber bei einigen macht sich die Einsicht breit, dass man der Wiederholungsgefahr entgegentreten muss. Vor der Brust hat die Stadt nämlich weitere teure Sanierungsprojekte, für die die Stadtverwaltung schon jetzt Kosten von deutlich über 125 Mio Euro prognostiziert:
Geht man von den Erfahrungen mit der Sanierung der Beethovenhalle aus, kann man getrost annehmen, dass bei diesem Sanierungspaket mehr als 250 Mio € an Kosten auf die Bonner Steuerzahler zukommen.
Was liegt also näher, als die Option eines Neubaus statt dreier Sanierungen im Bestand wenigstens prüfen zu lassen. Dazu scheinen CDU, SPD und FDP im Rat bereit zu sein. Ein Neubau hätte dabei weitere entscheidende Vorteile, denn er würde
Wenn es zu einem solchen Neubau kommt, sollte ein integriertes Opern- und Konzerthaus verwirklicht werden, um die mit dem Ende des Festspielhaus-Projektes immer deutlicher sichtbare Lücke eines fehlenden Konzertsaales endlich zu schließen. Mit der Beethovenhalle als Mehrzwecksaal ist dies nicht möglich, zumal durch die Entscheidung für eine aufwendige denkmalgerechte Sanierung eine Verbesserung der Akustik für Konzertbesucher ausgeschlossen wurde.
Seit längerem haben Baden-Baden und Bregenz und seit einigen Jahren auch Florenz und Oslo gezeigt, wie attraktiv es sein kann, wenn Konzerte, Oper und Schauspiel auf der gleichen Bühne stattfinden. So wird das 2014 in Florenz eröffnete neue Opernhaus als kombiniertes Konzert- und Opernhaus betrieben. In der laufenden Saison werden dort neben Theateraufführungen und Vorstellungen mit acht verschiedenen Opern auch 36 Sinfoniekonzerte angeboten. Das Florentiner Haus hat für Oper und Konzert einen großen Saal und für Schauspiel und Kammermusik einen kleinen Saal. Eine solche Lösung sollte auch für Bonn geprüft werden,
Natürlich wären vor einer endgültigen Entscheidung noch viele Fragen zu klären, aber das spricht nicht gegen eine ernsthafte Prüfung der Neubau-Option. Dabei ist es wenig hilfreich, wenn in stadtbezirksbezogener Militanz zunächst Standortschlachten geführt werden. Auch hier gilt für alle die alte Weisheit: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg´ auch keinem andern zu.“
Beim Blick auf die Stadt insgesamt fällt auf, dass der Hardtberg mit der Basketshalle und Beuel mit Brotfabrik und Pantheon mit Gestaltungsideen ihr Profil weiterentwickelt haben. Bonn und Bad Godesberg tun sich in einer gewissen status-quo-Verliebtheit mit Entwicklungschancen schwer: Im Stadtbezirk Bonn ist dafür die Blamage um das Viktoriakarree symbolisch. Wichtiger als Schlachten um den Standort der Oper wäre es für die Innenstadt, endlich die wirtschaftlichen Chancen der Profilierung als Beethovenstadt zu erkennen und hier nicht im Bremserhäschen zu sitzen. Und auch Bad Godesberg wird sich nicht in die Zukunft entwickeln, wenn es sich in Abwehrschlachten verliert und Gestaltungschancen verstreichen lässt. Die ersten Reaktionen auf die Idee eines Opern-Neubaus aus dem Bonner Süden waren leider genau davon geprägt.
Die Standortfrage sollte nicht der Anfangspunkt der notwendigen Debatte um Neubau oder Sanierung sein, sondern deren Endpunkt. Von allen Beteiligten ist wenigstens die Offenheit zu erwarten, unterschiedliche Optionen zu prüfen, um eine belastungsfähige Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Dazu gehört auch das Wissen darum, dass es in Bonn eine Überkapazität von großen Mehrzwecksälen gibt - Beethovenhalle (bis zu 2000 Plätze), Godesberger Stadthalle (1000), Brückenforum (900), Telekom Basketshalle (5000), Telekom-Forum(1300), Maritim (2800) , Kameha (2000) und WCCB (unterschiedliche Säälen von 300 – 4200 Plätze). Außerdem wollen private Investoren n mit Unterstützung der Stadt auf dem ehemaligen Schlachthofgelände zwei Hallen zwei Hallen mit 1750 bzw. 500 Plätzen für Rock- und Popkonzerte errichten.
Gerade weil in der Bonner Kommunalpolitik schon zu viel zerredet wurde, sollten sich und der Stadt jetzt alle die Offenheit für Neues gönnen. Dem sollten wir als Bürger nicht im Weg stehen, sondern dazu ermutigen.
Die Presse zum Buch:
"unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
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die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.