Populisten sprechen nämlich mit ihrem Anspruch "Ich bin das Volk" anderen Meinungen die Legitimation ab und setzen sich selbst absolut. Im Gegensatz dazu sind Christen sich nicht selbst genug, denn sie wissen, dass sie Geschöpfe Gottes sind, es also etwas Größeres gibt als sie selbst.
Vom lateinischen Wort „populus“ abgeleitet werden als Populisten politische Bewegungen bezeichnet, die sich selbst mit dem Volk gleichsetzen und deshalb anderen Meinungen die Legitimation absprechen. Ein Populist ist nicht jemand, der etwas Populäres sagt, sondern jemand, der mit absoluten Wahrheitsansprüchen die Gesellschaft spaltet und Kompromisse ablehnt, weil nur die eigene Meinung eine Daseinsberechtigung hat. Deshalb erheben sich Populisten über ihre Mitbürger, sind oft aggressiv und meist dialogunfähig. Damit sind rechte wie linke Populisten eine Gefahr für die Demokratie, die die Freiheit des Einzelnen schützt und die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Meinungen ermöglicht.
Populisten ist die Meinungsvielfalt des Pluralismus ein Graus, sie streben Gleichförmigkeit der Gesellschaft an. Der für die Demokratie konstitutiven Respekt des „agree to disagree“ widerspricht ihren Wahrheitsansprüchen, für sie gilt nur: „Du hast die Freiheit meiner Meinung zu sein“.
Auf dieser Grundlage setzen sie ihre Hauptwaffen im politischen Meinungskampf ein:
Damit stehen Populisten in direktem Widerspruch zum christlichen Menschenbild, das allen Menschen ohne AusnahmeWürde
zuspricht.
Den folgenden Text können sie hier ausdrucken.
Mitschrift des Vortrages
„Populismus und Stimmungen contra Persönlichkeit und Werte?“
von Stephan Eisel
bei der Schönstadt-Bewegung am 21. Oktober 2017
"Was ist eigentlich ein Populist? Ein Populist ist nicht jemand, der etwas Populäres sagt, jemand, der etwas sagt, was Menschen gerne hören. Ein Populist ist jemand, und daher kommt das Wort, der sagt: Ich bin das Volk. Ich spreche für alle. Andere Meinungen gelten nicht. Ein Populist spricht anderen Meinungen die Legitimation ab und setzt sich selbst absolut. Deshalb sind Populisten oft aggressiv und meistens dialogunfähig. Wenn ich neben mir nichts gelten lasse, wenn es neben mir kein Volk gibt, dann verhalte ich mich entsprechend. Mit ihren absoluten Wahrheitsansprüchen spalten sie die Gesellschaft – nur ich habe recht – und lehnen Kompromisse ab. Sie wollen sich überordnen und nicht einordnen. Und deshalb sind rechte und linke Populisten eine Gefahr für die Demokratie, eine Gefahr für die Freiheit, und deshalb gehen sie uns alle an.
Sie sollten jetzt nicht die Hoffnung haben, einen akademischen Vortrag zu hören, bei dem Sie sich leicht nach hinten neigen können in des Zustand des Dösens, um sich danach zu fragen: Was hat er denn eigentlich gesagt? Sondern das Thema geht uns alle an. Denn wenn jemand sagt: Ich habe die Wahrheit gepachtet, und du hast überhaupt kein Recht auf eine eigene Meinung, dann sind wir alle davon unmittelbar betroffen.
Da gibt es fünf Eigenarten, die typisch sind für Populisten, für Leute, die sich selbst absolut setzen.
1. Populisten setzen demokratische Institutionen herab und diskreditieren sie.
„Das Parlament ist ja nur eine Schwatzbude.“ - „Alle Politiker sind korrupt.“ - „Politik ist ein schmutziges Geschäft.“ - Wer so redet, zieht unsere Demokratie in den Dreck. Natürlich gibt es auch in der demokratischen Gesellschaft Probleme, über die man reden muss. Aber wer so verallgemeinert, der verhält sich gefährlich. In der Weimarer Republik ist der Satz: „Der Reichstag ist die Schwatzbude der Nation“ von Nazis und Kommunisten gleichermaßen verwendet worden ist. Die Weimarer Republik, die erste deutsche Demokratie, ist gescheitert, weil es eine Demokratie ohne Demokraten war. Es haben sich zu wenige Menschen zur demokratischen Ordnung bekannt.
2. Populisten treten für nationale Abschottung ein.
Wer die Grundhaltung hat, ier sei besser als andere, seine Meinung ist die einzig seligmachende, überträgt das auch sehr schnell auf die Nation. „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ - so hat es Kaiser Wilhelm II. Ausgedrückt und damit Deutschland in den Abgrund geführt. Nationale Abschottung, Nationalismus, Mauern bauen und Grenzenzäune herbeisehnen ist ein Kennzeichen von Populisten.
3. Populisten wollen die gesellschaftliche Polarisierung.
Sie sind nicht am Dialog interessiert. Sie verbreiten Hass, sie wollen Kontroverse, sie wollen Konflikt, und zwar nicht in dem Sinne, wie der bedeutende politischer Philosoph John Locke nahegelegte: „agree to disagree“: wir sind uns einig, dass wir uns nicht einig sind, wir respektieren uns wechselseitig. Populisten wollen den Konflikt mit der Mißachtung dessen, dessen Meinung man ablehnt. Sie wollen ein Klima der Feindschaft in die Gesellschaft trägt.
4. Populisten sind politische Fanatiker.
Fanatiker beharren kompromisslos auf ihrer Meinung und sind leicht daran zu erkennen, dass sie nicht lachen können - denn lachen heißt, sich selbst ein Stück weit zu relativieren oder, wie es Papst Johannes XXIII. so schön gesagt hat: „Giovanni, nimm dich nicht so ernst.“ Diese Einstellung ist das Gegenteil von politischem Fanatismus, dem Populisten so gerne huldigen.
5. Populisten fördern die Verrohung der Sitten.
Ein Tabubruch nach dem anderen – zuerst in der Sprache, dann auch im Handeln: Wenn zum Beispiel jemand mit beißender Schärfe sagt: „Wir jagen Frau Merkel“ oder nehmen sie zahllosen persönlichen Herabsetzungen seiner politischen Konkurrenten, die Donald Trump täglich praktiziert. Demokraten gehen so nicht miteinander um. Glücklicherweise ist in den USA das politische System so stabil, dass der amerikanische Präsident eben nicht machen kann, was er will – im Unterschied zum russischen Präsidenten. Aber Trump lebt von einem Tabubruch nach dem anderen. Immer wenn man denkt, das war’s jetzt, setzt er noch einen drauf. Die jüngste Kontroverse: Wie kondoliere ich den Hinterbliebenen gefallener Soldaten? Ein Thema, was in der amerikanischen Öffentlichkeit zurecht tabu war. Das ist eine persönliche Angelegenheit. Herr Trump hat es zur öffentlichen Angelegenheit gemacht, indem er gesagt hat: Ja, ich rufe an, meine Vorgänger haben das nicht gemacht. Mal abgesehen davon, dass es glatt gelogen war. Er hat sich selber in den Mittelpunkt gestellt. Nur ich bin der Maßstab und deshalb darf alle anderen herabsetzen – diese Haltung kennzeichnet den Populisten.
Das sind die fünf Merkmale des Populismus: Diskreditierung demokratischer Institutionen, nationale Abschottung, gesellschaftliche Polarisierung, politischer Fanatismus und Verrohung der Sitten.
Soweit die Analyse, die Beschreibung der Gefahr. Und jetzt – gehen wir wieder nach Hause ? Denn jetzt wissen wir ja, wo die Gefahr herkommt, wie sie aussieht.
Was habe ich damit zu tun? Jeder Staatsbürger hat damit zu tun, weil es um die Grundlagen unserer Gesellschaft geht. Aber noch mehr, noch viel mehr haben wir als Christen damit zu tun. Warum? Weil wir für das christliches Menschenbild gilt und dieses in direktem Gegensatz zum Populismus steht.
Für uns den Christen ist dieses Menschenbild die Grundlage des politischen Engagements und der Organisation der Gesellschaft. Wir würden es für verantwortungslos halten, eine Gesellschaft so zu organisieren, dass sie dem Menschen nicht entspricht, denn das kann ja nur in Zwang und Diktatur enden. Und deshalb ist es wichtig, dass wir uns vergegenwärtigen: Was ist denn dieses christliche Menschenbild? Da wird viel darüber geredet und geschrieben. Kaum einer macht sich die Mühe, das mal auf den Punkt zu bringen.
Der Kern des christlichen Menschenbildes ist natürlich, dass wir wissen: wir sind uns nicht selbst genug, es gibt etwas, was größer ist, als wir. Schon allein das passt mit einem Populisten überhaupt nicht zusammen, der sich selbst absolut setzt. Der Christ weiß, dass er ein Geschöpf Gottes ist, dass er selbst nicht der „Allesbestimmer“ ist.
Und dieses christliche Menschenbild hat vier Eigenschaften, die sind alle vier gleich wichtig. Alle diese vier Eigenschaften können dem Menschen nicht genommen werden. Sie gehören zu ihm, sie zeichnen ihn aus. Wer eine von diesen vier Eigenschaften in Frage stellt, der greift den Menschen an, der greift nicht nur die Demokratie an, die Politik – der greift den Menschen selbst an.
Die vier Charakteristika des christlichen Menschenbildes sind:
1. Die Würde des Menschen.
Dort, wo die Würde angegriffen wird, wo es heißt: Ich bin mehr als du, und deshalb kann ich dir die Würde entziehen, müssen wir als Christen aufstehen. Entscheidend ist nicht, warum die Menschenwürde angegriffen wird, sondern dass sie in Frage gestellt wird. Es ist gleichgültig, ob einer sagt „Ich bin weiß, und alle andern, die farbige Menschen sind, sind minderwertig.“ Oder ob einer sagt „Ich gehöre zur richtigen Klasse und bin deshalb denen überlegen, die zu einer anderen Klasse gehören“ - gleichgültig mit welcher Begründung Menschen die Würde abgesprochen wird – dem müssen wir als Christen in jedem Fall entgegentreten.
2. Die Gleichwertigkeit.
Alle Menschen sind gleich viel wert. Sonst klappt das ja auch mit der Würde nicht. Wenn ich sage, ich bin mehr wert als Sie, dann habe ich ja eine höhere Würde, dann habe ich die Würde in Gold und Sie haben sie nur in Silber. Deshalb ist das Bekenntnis zur Gleichwertigkeit aller Menschen entscheidend.
3. Die Verschiedenartigkeit.
Gleichwertigkeit heißt nicht Gleichheit, denn wir alle sind verschieden voneinander. Jeder von uns ist einzigartig: Wir haben unterschiedliche Gesichter, Frisuren, wir denken unterschiedlich, und trotzdem sind wir gleich viel wert. Schauen Sie Ihren Nachbarn an. Wenn Sie jetzt denken „Gut, dass ich nicht aussehe wie der“ - dann freuen Sie sich über die Verschiedenartigkeit. Wenn Sie sagen „Ich würde gern aussehen wie der oder die.“ dann leiden sie an der Verschiedenartigkeit. Verschiedenartigkeit ist eine Herausforderung für jeden von uns.
4. Die Unvollkommenheit.
Wir Menschen verdrängen so gerne und vergessen so ungeheuer schnell, dass wir unvollkommen sind - alle ohne Ausnahme: sogar der Papst ist unvollkommen, übrigens auch Jupp Heynckes. Konrad Adenauer und Helmut Kohl waren unvollkommen – ja selbst Willy Brandt war unvollkommen. Alle sind unvollkommen - es gibt keine Ausnahme.
Unsere Stärke besteht darin - wenn wir sie haben,- dass wir uns in der Auseinandersetzung mit demjenigen, der unsere Würde in Frage stellt, der die Gleichwertigkeit in Frage stellt, dass wir uns nicht so verhalten wie der, mit dem wir uns auseinandersetzen. Man bekämpft Populisten nicht dadurch, dass man selbst sich wie ein Populist verhält. Man bekämpft Rechtsextreme nicht dadurch, dass man nach rechts rückt, man bekämpft Linksextreme nicht dadurch, dass man nach links rückt, sondern man bekämpft sie dadurch, dass man fest in der Mitte steht – aber eben nicht nur dasteht und schweigt. Das reicht nicht, es reicht auich nicht niederzuknien und zu beten, obwohl das Letztere unverzichtbar ist.
Wir alle sind gefordert, den Mund aufzumachen. Das geht los, wenn in unserer Gegenwart scheinbar lustig und witzig über andere Menschen in einer Art und Weise hergezogen wird, die deren Würde in Frage gestellt wird – nicht nur, aber eben auch z. B. bei Stammtischparolen oder Witzen über Ausländer. Und es endet damit, ob wir auch im heftigsten Streit die innere Haltung bewahren und es sogar laut sagen können: Wir sind total unterschiedlicher Meinung, aber ich spreche Dir trotzdem den guten Willen nicht ab: Ich respektiere Dich.
Also, meine herzliche Bitte ist: Gehen Sie aus diesem Oktobertag nicht nach Hause mit einem Schweigegelübde, sondern mit einem Verantwortungsversprechen. Jeder Einzelne von uns ist gefordert. Werte sind die beste Waffe gegen Populismus. Aber nur dann, wenn wir diesen Werten auch eine Stimme geben, den populistischen Verführern entschlossen entgegentreten und die nicht aufgeben, die ihnen hinterherlaufen.
Die Presse zum Buch:
"unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
Ausführliche Pressestimmen zum Buch finden Sie hier
die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.