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DAS NÄCHSTE BEETHOVENHALLEN-DESASTER

zeichnet sich nach der für Ende 2025 geplanten Wiedereröffnung ab. Es gibt nämlich bisher praktisch kein Interesse daran, die Halle zu mieten.  Schon jetzt rechnet die Stadtverwaltung mit einem täglichen Defizit von ca. 22.000 €.
DAS NÄCHSTE BEETHOVENHALLEN-DESASTER

 

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Stephan Eisel

Beethovenhalle bleibt Krisenherd

Keine Buchungen und Rücktritt des Geschäftsführers

Schon beim Bau wurde die Sanierung der maroden Bonner Beethovenhalle zu einem Millionengrab: Die Kosten explodierten von der ersten Schätzung der Stadtverwaltung von 29,8 Mio. € (2012) über 60,4 Mio. € (2015) beim formellen Sanierungsbeschluss auf mindestens 225 Mio. € (2023/24) bis zur Fertigstellung. Die von den Bonner Grünen im Rat durchgesetzte und von CDU und FDP fahrlässig hingenommene Verhinderung des privat finanzierten Beethoven-Festspielhauses zugunsten einer Luxussanierung der maroden Mehrzweckhalle hat sich so zum Dauer-Katastrophe entwickelt.

Jetzt zeichnet sich schon vor der zum Jahresende geplanten Wiedereröffnung das nächste Desaster ab: Es gibt bisher immer noch keinen Businessplan, also keine Vorstellung darüber, wer die Mehrzweckhalle abgesehen von Beethovenorchester und Beethovenfest eigentlich nutzen soll. Schon vor der Sanierung war offenkundig, dass es kein großes Interesse von Veranstaltern gab, die Halle anzumieten.

So war die Beethovenhalle beispielsweise an den insgesamt 304 Tagen von Oktober 2010 bis Juli 2011 an 216 Tagen nicht mit Veranstaltungen belegt. Es fanden in dieser Zeit nur an 97 Tagen Veranstaltungen statt. Eine weitere Auswertung ergab für 181 mögliche Veranstaltungstage im 1. Halbjahr 2015 insgesamt nur 53 gebuchte Termine. Mehr als zwei Drittel der Zeit wurde die Halle also nicht öffentlich genutzt – und zwar schon bevor das Kongresszentrum WCCB zur Verfügung stand.

Diese schlechte Auslastung wurde seinerzeit damit begründet, dass der große Saal an vielen Tagen vom Beethovenorchester für Proben blockiert worden sei. Mit der Sanierung steht für die Proben allerdings der eigens dafür mit einem erheblichen Zuschuss der Sparkasse KölnBonn modernisierte kleinere Studio-Saal zur Verfügung.

Dass es immer noch keinen Businessplan für die Beethovenhalle gibt, hat seine Ursache darin, dass ein belastbarer Bedarf nicht festzustellen ist. Private Hallenangebote wie z. B. im Maritim-Hotel, wo der Karneval seine Heimat gefunden hat, wurden von der Stadtverwaltung bisher de facto ignoriert: Im städtischen Hallenkonzept tauchen Sie nicht auf.

Außerdem sollen die Mieten für die Beethovenhalle, die vor der Sanierung bei ca. 5.000 € täglich lagen, mehr als verdoppelt werden. Solche Mieten können schon Beethovenorchester und Beethovenfest aus ihrem Etat nicht aufbringen.  Sie sind auf eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse angewiesen sind, um sie bezahlen zu können. Private Mieter können darauf nicht hoffen.

Zudem hat die „denkmalgerechte“ Sanierung wesentliche Defizite der Halle wie die schlechte Akustik nicht beseitigt, sondern zementiert. Dazu kommen von den Grünen herbeigeführte Vermietungserschwernisse wie der Wegfall von Parkplätzen – und zwar gegen den massiven Widerstand der Betreibergesellschaft.

Betrieben werden sowohl Beethovenhalle als auch das Kongresszentrum WCCB mit dem früheren Plenarsaal des Bundestages von der städtischen „Bonn Conference Center Management GmbH“ (BonnCC). Deren Geschäftsführer Kleine-Hartlage hat Anfang Dezember 2024 in offenem Streit mit der grünen Stadtspitze seinen sofortigen Rücktritt erklärt. Der neue grüne Stadtkämmerer Fark hatte von ihm eine Korrektur der Gewinnerwartung für die Betreibergesellschaft nach oben verlangt, um einen Beitrag zur Haushaltssanierung zu simulieren. Kleine-Hartlage hat sich dieser Luftnummer verweigert.

Obwohl die Halle ab 2026 vermietet werden soll, liegen der Betreibergesellschaft BonnCC bisher „keine Anfragen“ vor und auch bei der Stadt haben sich private Veranstalter „bisher noch nicht gemeldet“ (General-Anzeiger 22. 12. 2024). Das liegt neben einer massiven Erhöhung der Miete (genaue Zahlen werden noch verheimlicht) auch an einem Steuertrick der Stadt auf Kosten künftiger Mieter. Bei der Sanierung hat die Stadt nämlich statt der fälligen 19 % nur 1% Umsatzsteuer abgeführt. Die Sanierung wäre sonst noch einmal um ca. 39 Mio. € teurer geworden. Das Finanzamtes hat dieser Steuerminderung aber nur  unter der Bedingung zugestimmt, dass bei Vermietungen diese 19 % Umsatzsteuer auf Catering, Personal und Technik erhoben werden. Dadurch wird die Miete noch einmal deutlich teurer. Die städtische Kalkulation geht davon aus, dass nur fünf Prozent der Veranstaltungen stattfinden dürfen, ohne diese Zusatzleistungen zu buchen. Es sind also praktisch alle künftigen Mieter betroffen.

Schon vor der Sanierung kostete die Beethovenhalle den Bonner Steuerzahler jährlich ca. 1,5 Mio. € an Unterhaltskosten. Das waren über 4.000 € täglich. Die Stadtverwaltung rechnet bereits jetzt mit einem jährlichen Betriebsdefizit von mindestens 8,2 Mio. €, also einem Zuschussbedarf von ca. 22.000 € täglich. Diese Summe wird sich wegen der mangelnden Nutzungsnachfrage sehr wahrscheinlich deutlich erhöhen. Davor verschließt die grüne Stadtspitze bisher die Augen ist damit wieder einmal dabei, sich bei der Mehrzweckhalle die Wirklichkeit schönzurechnen.

Die wesentlich von den Grünen betriebene Sanierung der Beethovenhalle, um das im Bau vollständig privat finanzierte und im Betrieb wesentlich vom Bund finanzierte Festspielhaus zu verhindern, bleibt eine der schwerwiegendsten Fehlentscheidungen von Rat und Verwaltung in der Bonner Stadtgeschichte der letzten Jahrzehnte.

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