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DAS BEETHOVENHALLE-DESASTER KÖNNTE

25. Februar 2018
zur Chance für Bonn werden: Angesichts der jetzt offiziell bestätigten “im gesam­ten Gebäude nahezu flächendeckende massiven Bauwerksschäden“ und der Verschiebung der Fertigstellung über 2020 hinaus sowie der nicht endenden Kostenexplosion sollte man die marode Halle abreißen und auch bei der Oper auf die risikoreiche Sanierung im Bestand verzichten. Sinnvoll wäre ein modernes integriertes Opern- und Konzertgebäude wie z. B. in Florenz.
Notbremse durch Abriss der Beethovenhalle und Zukunftswurf für integriertes Opern- und Konzerthaus wie z. B. in Florenz
Notbremse durch Abriss der Beethovenhalle und Zukunftswurf für integriertes Opern- und Konzerthaus wie z. B. in Florenz

 

 

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Die aktuelle Übersicht der Kostensteigerung finden Sie hier.

 

Stephan Eisel

Beethovenhalle als vorhersehbares Desaster

Wie aus der Blamage eine Chance werden kann

Am 15. Februar 2018 musste auch der Bonner Stadtdirektor als zuständiger Projektleiter offiziell zugeben, was er lange leugnete: „Die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der Beethovenhalle ist ins Stocken geraten. Der bisherige Zeitplan wird nicht zu halten sein.“ Damit ist die bisher immer versprochene Fertigstellung der aufwendigen Sanierung bis zum Beethoven-Jubi­läum 2020 gescheitert. Die Verzögerung beträgt mindestens 1 ½ Jahre. Diese Blamage für Bonn kam für viele Beobachter nicht überraschend, aber sie ist ein Desaster, denn die Verantwortlichen haben lange einfach weggeschaut - weil nicht sein kann, was nicht sein darf. 

In der Drucksache 1810539 beschreibt die Verwaltung am 23. Februar 2018 den Zustand der Beet­hovenhalle wörtlich so: „fragile Bausubstanz und bisher nicht näher identifizierbare Objekte im tie­feren Erdreich“ … „zum Teil auftretende Risse in den Bestandswänden“ … „erhebliche Mängel an der Bausubstanz“ … „Standsicherheit einzelner Bereiche nicht mehr gewährleistet“ … “im gesam­ten Gebäude nahezu flächendeckende massive Bauwerksschäden“ … „erhebliche konstruktive, sta­tische Fehler“. Wer würde auf angesichts dieser Lage privates Geld in ein Gebäude stecken ? 

Es zeugt schon von beachtlicher Chuzpe, dass der verantwortliche Projektleiter Stadtdirektor Wolf­gang Fuchs dazu sagte: "Diese Entwicklung war so nicht zu erwarten und hätte auch nicht im Vor­feld erkannt werden können.“ Dabei trägt er die Verantwortung dafür, dass offensichtlich eine aus­reichende Untersuchung des Baugrunds vor Baubeginn nicht erfolgte – obwohl jedem mit der Ge­schichte Bonns Vertrauten klar sein musste, dass für die Beethovenhalle der Untergrund einer dort künstlich aufgeschütteten Bastion wie Wackelpudding wirkt, verschiedene Fundamente alter Befes­tigungsanlagen und Kli­nikgebäude unterschiedliche statische Voraussetzungen schaffen und in der Nähe der damals ein­zigen Rheinbrücke mit Blindgängern aus dem 2. Welt­krieg zu rechnen ist. 

Trotzdem hat sich Stadtdirektor Fuchs von Anfang an massiv für eine aufwendige Hallensanierung eingesetzt. Der General-Anzeiger berichtete dazu am 2. Oktober 2015: „Während Bonns künftiger Oberbürger­meister Ashok Sridharan eine aufwendige Sanierung der Beethovenhalle ablehnt, will Stadtdirektor Wolfgang Fuchs richtig investieren.“ Leider folgte ihm am 10. Dezember 2015 eine knappe Ratsmehrheit (43:35 Stimmen), obwohl die Verwaltungsvorlage ausdrücklich einen Be­schluss „schon vor Abschluss der Ent­wurfsplanung und Prüfung der Kostenberechnung“ verlangte. Eine Entscheidung auf einer sol­chen Grundlage zu treffen, war vom Rat ebenso fahrlässig  wie es unverantwortlich war, dem Rat über­haupt eine solche Entscheidung vorzuschlagen. 

Auch in der Folge zeichnen sich die Ratsvorlagen zur Beethovenhalle immer wieder durch Intrans­parenz, Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten aus. Es gibt eine ständige Kostenexplosionen - um durchschnittlich eine Million Euro monat­lich von 53 Mio Euro im April 2016 auf jetzt über 79 Mio Euro. Auch die verschobene Fer­tigstellung wird die Kosten zusätzlich nach oben treiben. Die Stadtverwaltung stellt dazu lapidar fest: „Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nicht beziffert werden, in welcher Größenordnung sich die Ge­samtkosten des Projekts erhöhen werden.“ 

In der städtischen Vorlage ist die Rede von „unzureichender Planungskoordination“ und „fehlen­den, unvollständigen oder fehlerhaften Ausführungsunterlagen … Es drohen in Folge dessen nicht unerhebliche Forderungen der Baufirmen hinsichtlich Bauzeitverlängerung und Entschädigun­gen bzw. Schadenersatz als Folge aus den Störungen des Bauablaufs. …Derzeit sind seitens der bauaus­führenden Unternehmen ca. 100 Behinderungsanzeigen beim Bauherrn eingereicht worden. “ 

Als zuständiger Projektleiter trägt Stadtdirektor Fuchs die Hauptverantwortung für dieses Desaster. Dem General-Anzeiger sagte er dazu am 12. Dezember 2017: „Wenn es schief geht, rollt mein Kopf“. Man wird sehen, ob er sich an seine eigenen Worte erinnert, wenn demnächst die Ent­scheidung ansteht, ob er sich um die Wiederwahl bewirbt. Wer politische Verantwortung über­nimmt, sollte nicht nur dazu stehen, wenn es Lorbeeren einzuheimsen gilt.  

Wer die Lage nüchtern analysiert, muss feststellen: 

  • Verwaltung und Rat haben mit der aufwendigen denkmalgerechten Sanierung der Beetho­venhalle eine gravierende Feh­lentscheidung getroffen.

  • Der Zeitplan der Hallensanierung ist gescheitert. Die aufgetretenen grundlegenden Probleme bei Statik und Bausubstanz lassen zur Zeit keine solide Aussage zu, ob und wann die Hal­lensanierung in der geplanten Form abgeschlossen werden kann. Beim Beethovenjubiläum 2020 steht die Beethovenhalle jedenfalls nicht zur Verfügung.

  • Die Gesamtkosten der beschlossenen denkmalgerechten Sanierung sind durch die neuen Probleme noch unkalkulierbarer geworden. Bis­her sind zwar Aufträge in Höhe von 50 Mio Euro erteilt worden. Tatsächlich verbaut sind bisher allerdings nur 10 Mio Euro. 

Dass bereits Geld ausgegeben wurde, keine Rechtfertigung dafür, das Millionengrab Beethovenhal­le mit unkalkulierbarem Ausgang immer tiefer zu schaufeln., und der entfallende 2020-Zeitdruck bietet auch eine Chance: 

Bonn hat eine Überkapazität an Mehrzweckhallen, für die Beethovenhalle gibt es immer noch kei­nen Businessplan. Sie leistet als Mehrzweck­halle auch nach der Sanierung keinen Beitrag zur Profi­lierung Bonns als Beetho­venstadt, weil es dort keine Verbesserung der Akustik für die Zuhörer ge­ben wird. In den Un­terlagen zum Sanierungsbe­schluss des Rates heisst es wörtlich: „Projektgren­zen: Kei­ne raumakusti­sche Verbesserung des gro­ßes Saales für Musik“. 

Außerdem droht bei der Sanierung der Oper im Bestand ein neues Desaster, schon jetzt ist hier von über 70 Mio Euro die Rede. Nicht nur die Kölner Erfahrung zeigt, dass hier ein neues Faß ohne Boden droht. 

Wer den Realität ins Auge schaut, zieht bei der Beethovenhalle die Notbremse des Abrisses und wagt dort den Neubau eines integriertes Konzert- und Opernhauses wie beispielsweise zuletzt in Florenz. Noch ist es dafür nicht zu spät, denn von der erwarteten Bausumme sind bisher nur ca. 10 Mio Euro verbaut. Damit bliebe uns die unklakulier­bare Opernsanierung erspart, die Beethoven­stadt bekäme endlich einen Konzertsaal und Bonn wür­de durch Mut zur Zukunft von sich reden ma­chen und nicht durch rückwärtsgewandte Blamagen beim Herumdoktern an einer maroden Halle. Es gibt sehr viel Bürger, die auf einen solchen Zu­kunftswurf warten. 

Im Blick auf das Beethoven-Jubiläum 2020 ist es sinnvoll, die Vielfalt von Spielstätten unter Einbe­ziehung des Rhein-Sieg-Kreises zu nutzen und das Thema mit Realismus und Kreativität anzuge­hen: International konkurrenzfähig ist lediglich der Kam­mermusiksaal im Beetho­ven-Haus. Aber mindestens so gut wie die Beethovenhalle  sind vorhandene Spielorte von der Oper und der kleinen Beethovenhalle in Muffendorf, über das WCCB mit dem Ple­narsaal, die Godesberger Redoute, der Telekom-Dome, die Posttower-Lounge, das T-Mobile- Forum, das Poppelsdorfer Schloß, der In­nenhof der Universität, die Rhein-Sieg-Halle usw. usw. Es wäre auch sinnvoll, wenn zum Beetho­ven-Jubiläum der Museumsplatz zwi­schen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum wieder für Konzer­te genutzt werden würde. Auch eine Flussbühne am Rheinufer sollte ernsthaft geprüft werden.

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