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Den Text der Verwaltungsinformation vom 29. Juni 2012 mit dem aktuellen Stand zum Beethoven-Festspielhaus finden Sie hier.
Beethoven-Festspielhaus 1845 und 2012
„ … die Lauen feuerte er an, den Gleichgültigen versuchte er Geschmack einzuflößen …“
Was der französische Komponist Hector Berlioz 1845 über seinen Freund Franz Liszt beim ersten Beethovenfest schrieb, klingt 2012 wie eine Aufforderung vor der notwendigen Ratsentscheidung über das Beethoven-Festspielhaus.
Auf Eis gelegt statt angepackt
Der Deutsche Bundestag hatte schon 2007 das Projekt einer „Stiftung Festspielhaus Beethoven" in Bonn in die Liste für „national bedeutsame Kulturinvestitionen" aufgenommen und dafür 39 Mio Euro bereit gestellt. Diese Stiftung wird das Festspielhaus betreiben. Dafür liegen auch Zusagen des Rhein-Sieg-Kreises über 3 Mio Euro, der Sparkasse Köln-Bonn über 5 Mio Euro und von NRW für eine Million Euro jährlich vor. Nur der Beitrag der Stadt Bonn war und ist noch nicht entschieden.
Der Bau des Festspielhauses wird ausschließlich und vollständig privat finanziert. Dazu hat die Deutsche Post AG einen internationalen Architektenwettbewerb durchgeführt. Für die beiden ausgewählten Entwürfe von Zaha Hadid (Diamant) und Hermann & Valentiny (Welle) haben zwei Generalunternehmer die Realisierung bis ins Detail durchgerechnet und geplant. Telekom und Postbank waren mit im Boot. Alles war klar für eine Investition von insgesamt ca. 140 Mio Euro in Bonn.
Der Ball lag sozusagen auf dem Elfmeterpunkt und das Tor war leer. Doch dann legte der Bonner Oberbürgermeister 2010 das Festspielhaus „auf Eis“. Das hat viele Sponsoren verärgert. Vor allem die Telekom schwenkte von der Unterstützung für den Bau auf einen Beitrag zur Finanzierung des Betriebs um.
Bürgereinsatz statt Verwaltungstillstand
Lethargie drohte sich breit zu machen. Aber der unermüdliche Einsatz der Bonner brachte den erneuten Umschwung: Bürger für Beethoven mit über 1150 Mitgliedern machten ebenso Druck wie die Fest-Spielhaus.Freunde mit einigen tausend Unterschriften. Viele Bonner aus allen Bevölkerungsschichten bekennen zum Festspielhaus, in dem nicht nur klassische Musik gespielt werden wird. Auch Konzerte wie wir sie vom Museumsplatz kennen, werden dort ein zu Hause finden.
Dem konnte sich die Kommunalpolitik nicht entziehen. Ende 2011 hat sich der Bonner Rat nach langem Zögern wieder zum Festspielhaus bekannt und als neuen Standort die Rheinaue vorgeschlagen. Die Verwaltung erhielt den Auftrag, weitere Sachfragen bis zum 30. Juni zu klären, aber die Initiative ergriffen wieder Bonner Bürger. Um die durch kommunale Untätigkeit entstandene Finanzierungslücke zu schließen, hat IHK-Präsident Wolfgang Grießl Ende 2011 den Beethoven-Festspielhaus Förderverein gegründet, der in kurzer Zeit über 2,5 Mio. Euro an Spenden gesammelt hat. Ziel ist es, in fünf Jahren 25 Mio. EUR bereit zu stellen.
Außerdem haben sich die Bonner Hoteliers grundsätzlich bereit erklärt, von ihren Gästen einen Beethoventaler einzunehmen. Bei 1,2 Mio. Übernachtungen in Bonn können die so eingenommen Mittel zur Refinanzierung eines Kredits in Höhe von rund 25 Mio. EUR für den Festspielhausbau verwendet werden. Die Deutsche Post DHL bleibt bei ihrer Zusage mit 30 Mio. EUR für die Baufinanzierung.
Offen ist noch die Entscheidung über den städtischen Beitrag zur Betriebsstiftung, denn ohne eine Beteiligung der Stadt Bonn als Hauptnutznießer des Festspielhauses fließt weder das Geld des Bundes noch das der privaten Sponsoren. Dieser städtische Beitrag zum nationalen Festspielhaus ist um Vielfaches geringer als die mindestens 43 Mio Euro, die nach jüngsten Angaben der Stadtverwaltung für einen Umbau der Beethovenhalle ausgegeben werden müssten. Einen solchen Umbau wie den Unterhalt der alten Halle (zur Zeit 2,7 Mio Euro jährlich) muss die Stadt übrigens vollständig selbst finanzieren. Dafür gibt es städtischen Haushalt kein Geld und weder der Bund noch private Sponsoren geben Geld für die alte Mehrzweckhalle.
Farbe bekennen statt weiter schlummern
In seiner Sitzung am 4. Oktober muss der Stadtrat jetzt endlich Farbe bekennen und grünes Licht für das Beethoven-Festspielhaus geben – fünf Jahre (!!!) nach dem Deutschen Bundestag. entscheiden. Dafür bereitet die Verwaltung eine Vorlage vor.
Vor ihrer Abstimmung mögen sich alle Beteiligten nochmals zu Gemüte führen, was Lina Ramann 1887 in ihrer von Franz Liszt autorisierten Biographie über die Bonner Vorgänge um das erste Beethoven-Festspielhaus festhielt. Sie schrieb über das Jahr 1845, in dem am 12. August das Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz enthüllt wurde und das erste Beethovenfest stattfand:
„Der erste auf dem Platz war Dr. Liszt. Er traf schon in der letzten Woche des Monats Juli ein. Die getroffenen Vorbereitungen jedoch – das gewahrte sofort sein an das Große gewöhnter Blick – waren der Feier nicht angemessen. Man hatte die Reitbahn zur Aufführung der Koncerte gewählt und bereits geschmückt, ohne dabei an Akustik und eine große Zuhörerschaft, geschweige an eine auch nach außen hin festliche Repräsentation zu denken. In einer gelinden Verzweiflung besah Liszt alle in Vorschlag gebrachten Lokalitäten, wobei jedesmal die Komitéherrn meinten, man könne ihnen schon in kürzester Zeit ein festliches Ansehen geben.
Schnell entschlossen erklärte jedoch Liszt: es müsse eine Festhalle noch gebaut werden. »Aber das Geld? und bis zum 11. August?!« riefen die Herren bestürzt unter einander. »Dafür werde ich sorgen: ich werde jedes Deficit decken« – entgegnete Liszt rasch, was die Herrn, wenn auch nicht zur frohen Zustimmung, so doch zum Schweigen brachte.
Anderntags war er mit dem am Kölner Dombau beschäftigten tüchtigen und energischen Architekten und Baumeister Zwirner zur Stelle. Ein zu einer Festhalle passend gelegener Gartenplatz war bald gefunden. Ebenso schnell waren die unter Zwirner's Leitung stehenden Arbeiter mit ihren Baugeräthschaften auf dem Platz, die Bäume wurden ausgegraben, der Grund geebnet, Bauholz von den Flößern auf dem Rhein herbeigebracht, in Köln Dekorationen gefertigt und wie ein Wunder über Nacht stieg die Festhalle gleich einem Märchenpalast aus dem Nichts empor.
Im Zeitraum von elf Tagen war sie fertig, ein Bau von zweihundert Fuß Länge und fünfundsiebzig Fuß Breite, achtzehnhundert Quadratfuß Flächenraum mehr enthaltend als der Gürzenich in Köln. ... Die Akustik war vortrefflich und schon am 8. August schwang Spohr, die erste Probe haltend, im Saale den Taktstock.“
Übrigens berichtet die Chronistin auch: „Nach dem Rechnungsabschluss des Beethoven-Komités ergab sich trotz des Neubaus der Festhalle kein Deficit, wohl aber blieb ein kleiner Überschuss.“
Schon 1845 war in der „Zeitschrift für die musikalische Welt“ Cäcilie über die Rolle von Franz Liszt in Bonn zu lesen: »Wie er zur Ermöglichung des Denkmals durch seine wirklich großartige Munificenz den mächtigsten Anstoß gegeben hatte, errettete er jetzt durch seine Erfahrung und Thätigkeit die Feier von der Schmach der Unbedeutendheit.«
Bonns erster hauptamtlicher Oberbürgermeister Oppenhoff und der Rat hatten gegenüber dem Beethoven-Denkmal und dem ersten Beethovenfest so abweisend verhalten, dass Franz Liszt 1845 erbost ausrief: „Eine kleine Stadt kann das Glück haben, dass ein großer Mann in ihr das Licht der Welt erblickt; aber kleinstädtisch darf sein Andenken nicht gefeiert werden.“
Den Umgang von Bonner Verwaltung und Rat mit Beethoven umschrieb der englische Musikschriftsteller Henry F. Chorely 1854 rückblickend und vorausschauend mit den Worten: „ … man plante, hielt Reden, ließ die Gläser klingen und sang – in der Vorbereitung der Sache selbst aber geringe Fortschritte machend. Dann ließ man die Sache einschlummern nach deutschem Brauch.“
Dem Beethoven-Festspielhaus bleibt dieses Schicksal hoffentlich erspart:
Bonn darf sich zum 250. Geburtstag des großen Komponisten im Jahr 2020 nicht dadurch blamieren, dass es in Beethovens Geburtsstadt keinen angemessenen Konzertsaal gibt.
Die Presse zum Buch:
"unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
Ausführliche Pressestimmen zum Buch finden Sie hier
die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.