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Stephan Eisel
BEETHOVEN BONNENSIS
Was für 2020 zu tun ist
Als die BÜRGER FÜR BEETHOVEN, mit 1500 Mitgliedern einer der größten Vereine Bonns, bereits im April 2012 ihr Logo „Beethoven 2020 – Wir sind dabei“ vorstellten, war der 250. Geburtstag des größten Sohns der Stadt weder in Rat noch in Verwaltung ein Thema. Das hat sich – nicht ohne einige Mühen – geändert. Inzwischen wird allen Beteiligten immer stärker bewußt, daß „Beethoven 2020“ als globales Ereignis zugleich Chance und Verpflichtung nicht nur für die Kulturnation Deutschland, sondern auch für seine Geburtsstadt Bonn ist.
Vorreiter war dabei der Bund, wo auf Initiative der BÜRGER FÜRE BEETHOVEN im Koalitionsvertrag festgeschrieben wurde: „Der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven im Jahr 2020 bietet herausragende Chancen für die Kulturnation Deutschland im In- und Ausland. Deshalb ist die Vorbereitung dieses wichtigen Jubiläums eine nationale Aufgabe.“ In der Folge wurde der Direktor des Beethoven Hauses Bonn von der Kulturstaatsministerin gebeten, die Jubiläums-Aktivitäten der Bundesinstitutionen von der Deutschen Welle über die Bundeskunsthalle bis zum Deutschen Musikrat zu koordinieren. Es gibt inzwischen auch einen städtischen „Projektbeirat 2020“ und eine direkt beim neuen Oberbürgermeister Ashok Sridharan angesiedelte Stabsstelle.
Damit sind wesentliche Forderungen umgesetzt, die sich aus der Analyse des Mozartjahres 2006 ergeben haben, die die BÜRGER FÜR BEETHOVEN im Dezember 2014 vorgelegt haben. Was freilich noch aussteht ist eine eigene Organisationsstruktur – wie zum Beispiel eine Projektgesellschaft – die die unterschiedlichen staatlichen Ebenen zusammenführt und die Kompetenzen der Zivilgesellschaft einbindet. Dieses Petitum ist allerdings ist der Kern einer effizienten Organisation für 2020. Um das notwendige Eigengewicht zu entfalten, muss sie sich in ihrer personellen Zusammensetzung von der Stadtverwaltung unterscheiden und kann auch nicht im Nebenamt betrieben werden.
Aber diese Organisationsstruktur ist nur ein Hilfsmittel, wichtiger sind die Inhalte für „Beethoven 2020“. Hier gibt es seitens der Stadt noch keine brauchbare Richtungsangabe. Das im Herbst 2015 von der Kulturverwaltung vorgelegte Papier „Beethoven 2020“ ist enttäuschend und ohne erkennbares Bonner Profil. Es wurde in den städtischen Gremien leider ohne ernsthafte Debatte durchgewunken und bisher nicht weiter entwickelt. In dem Papier listet die Stadtverwaltung zwar Aktivitäten des Bundes zum Beethoven-Jubiläum auf. Umso mehr fällt aber auf, dass es bisher praktisch keine eigenen konkreten Vorstellungen zur Profilierung von Bonn als Beethovenstadt gibt. Dafür reichen als einzige konkrete Hinweise die beabsichtigte Fidelio-Neuinszenierung an der Oper, ein Orchester-Konzert-Austausch mit Wien und ein openair-Konzert auf der Hofgartenwiese nicht aus.
Die im städtischen Papier genannten Leitbegriffe „Internationalität – Innovation – Emanzipation“ sind für Beethoven ebenso richtig wie beliebig. Sie könnten auch in Hannover oder Stuttgart Überschriften für den Beethoven-Geburtstag sein. Solche allgemeine Lyrik kann man nicht als Konzept für die Beethovenstadt bezeichnen. Bonn wird die Chance des Beethoven-Jubiläums zur Profilierung als Beethovenstadt nur nutzen können, wenn schnell Eckpunkte eines eigenen (!) Profils entwickelt werden. Das wird nicht durch das Aneinanderreihen von Konzerten im Jubiläumsjahr oder durch ein vierwöchiges Beethovenfest zu erreichen sein. Wichtiger als solche schnell verglühenden Feuerwerke sind nachhaltige Strukturen, die das in den Mittelpunkt stellen, was Bonn für Beethoven so einmalig macht.
Inhaltliches Profil ist umso wichtiger als 2015 mit dem kommunalpolitisch verschuldeten Ende des im Bau völlig privat finanzierten und im Betrieb weitgehend vom Bund getragenen Projektes „Beethoven-Festspielhaus“ der zentrale Leuchtturm für das Beethoven-Jubiläum weggefallen ist. Für sinfonische Konzerte und andere herausragende Veranstaltungen wird man sich in Beethovens Geburtsstadt leider einstweilen mit dem Provisorium einer in die Tage gekommenen Mehrzweckhalle und einem nüchternen Tagungszentrum abfinden müssen. Sie werden kein besonderer Anziehungspunkt für auswärtige Gäste sein und gegen Konkurrenz wie z. B. der Elbphilharmonie in Hamburg, wo 2020 alle Beethoven-Werke aufgeführt werden, nicht bestehen – weder bei Musikern noch bei Zuhörern.
Umso wichtiger ist der Einfallsreichtum bei den Bonn-spezifischen Inhalten. Es geht um die Leitfrage: „Was kann man zu Beethoven nur in Bonn erleben?“ Die Antworten darauf sind das Rückgrat der Profilierung Bonns als Beethovenstadt, die etwas bieten muss, was andere nicht bieten können. Immerhin hat Beethoven mit 22 Jahren genauso lange in Bonn gelebt wie Mozart in Salzburg.
In Bonn wurde Beethoven vom Geist der Aufklärung geprägt, hier begegnete er Schillers „Ode an die Freude“ und besuchte Vorlesungen über Philosophie und Literatur. Sein Bonner Musiklehrer Christian Gottlob Neefe prägte ihn u. a. durch die intensive Befassung mit den Werken Bachs, hier lernte er das Handwerk des Orchestermusikers und reifte zum Pianisten. In Bonn begegnete er zweimal Joseph Haydn. Die Bonner Freunde Franz Anton Ries, Franz Gerhard Wegeler und Graf Waldstein bildeten auch in Wien Beethovens Freundeskreis und unterstützten ihn.
Der erste große Beethoven-Biograph Alexander Wheelook Thayer, der noch mit Zeitzeugen sprechen konnte, die Beethoven kannten, schrieb dazu schon vor 150 Jahren: „Für uns bleibt das Ergebnis, daß Beethoven, als er von seiner Vaterstadt Abschied nahm, nicht bloß die Formen, in denen er schuf, namentlich die der Kammermusik, technisch beherrschte, sondern auch seine künstlerische Eigenart entwickelt hatte. Man ist darüber nicht im Zweifel, daß hier nicht bloß Übung und Können, nicht bloß Nachahmung anderer Meister, sondern eine ausgeprägte Künstler-Individualität vor uns steht, die freilich ihrer vollen Ausgestaltung und Entwicklung noch harrt, die ihn aber sofort von andern unterscheidet und kenntlich macht.“
Beethoven in Wien ist ohne Beethoven in Bonn nicht denkbar. Lassen wir uns von niemanden einreden, Beethovens Bonner Zeit sei nur eine Windel- und Kleinkind-Periode gewesen. Um es mit den Worten des Würzburger Musikwissenschaftlers und Leibnitz-Preisträgers Ulrich Konrad in seinem Vortrag „Der 'Bonner' Beethoven“ vom September 2015 zu sagen: „Dass der „Bonner“ Beethoven keine Larve war, aus der erst in Wien der wirkliche Künstler geschlüpft ist, diese Behauptung sollte weniger als bilderstürmende These denn vielmehr als berechtigte Annahme für die Biographie wie für den schöpferischen Werdegang des Komponisten unstrittig sein.“
Im Mittelpunkt von Beethoven 2020 müssen also die Bonner Einmaligkeiten stehen, die er selbst in seiner Wiener Zeit auf die Formel „Beethoven Bonnensis“ brachte, mit der er Briefe unterschrieben hat. Dass seitens der Stadt bisher z. B. die Notwendigkeit eines attraktiven Beethoven-Rundgangs mit keinem Wort erwähnt wird, zeigt das hier offenkundige Defizit wie in einem Schlaglicht: Schon die Bibel benannte das Problem der mangelnden Anerkennung des Propheten in der eigenen Stadt.
Für das Beethoven-Jubiläum 2020 gilt, was schon im Aufruf von Bonner Bürgern für ein Beethoven-Denkmal im Jahr 1835 stand: „Die Stadt Bonn am Rheine, in welcher der unsterbliche Künstler das Licht der Welt erblickte ... scheint zu dem Unternehmen in gleicher Weise berechtigt wie verpflichtet.“
Übrigens führte ausschließlich bürgerschaftliches Engagement zur Errichtung des Beethoven-Denkmals, der Rettung des Geburtshauses 1889 und dem Erhalt des Beethovenfestes vor 22 Jahren. In der Fokussierung verwaltungsinterner Strukturen sollte nicht vergessen werden, dieses Potential frühzeitig einzubinden. Es muss sich ja nicht wiederholen, was Franz Liszt 1845 - in seinem privaten Engagement für das erste Beethovenfest von der Stadt allein gelassen - den damals Verantwortlichen ins Stammbuch geschrieben hat: „Eine kleine Stadt kann das Glück haben, dass ein großer Mann in ihr das Licht der Welt erblickt; aber kleinstädtisch darf sein Andenken nicht gefeiert werden.“
Die Presse zum Buch:
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die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.