aus Generalanzeiger 29. März 2010
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Von Thomas Kliemann
Bonn. Es gibt bestimmt nettere Orte für ein Gespräch an einem bedeckten Samstagmorgen um zehn Uhr. Am Künstlereingang der Beethovenhalle, der die Anmutung der Lieferzone eines Discounters hat, ist Betrieb. Musiker des Beethoven Orchesters eilen mit ihren Instrumentenkoffern zur Probe für das Finale des Deutschen Musikwettbewerbs.
"Hören Sie diese trockene Akustik!": Der Dirigent Kurt Masur (Mitte) mit Philipp Adlung, Direktor des Beethoven-Hauses (links), und Michael Horn, Manager des Beethoven Orchesters, bei einer Inspektion der Beethovenhalle. Foto: Horst Müller
Am Eingang treffen wir den international renommierten Dirigenten Kurt Masur, alarmiert von dem, was er am Abend zuvor am Rande einer Vorstandssitzung des Vereins Beethoven-Haus gesagt hatte. Masur ist der Vorstandsvorsitzende. Wie der GA erfuhr, hält er die Beethovenhalle für ungeeignet für eine seriöse Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie.
Am 16. Dezember soll die Neunte im Rahmen der Beethovennacht des Beethoven Orchesters (BOB) und zugleich als Abschluss von Masurs Dirigenten-Meisterkurs in der Beethovenhalle erklingen. Generalmusikdirektor Stefan Blunier wird die Chorfantasie dirigieren, die Sätze eins bis drei der Sinfonie sollen drei ausgewählte Teilnehmer vergangener Kurse leiten, den vierten Satz der Neunten will der heute 82-jährige Masur selbst übernehmen. So ist die Planung. Doch Masurs Stirn liegt in Falten, "diese Halle ist eine Notlösung".
Der Platz auf der Bühne ist ihm zu klein für das Orchester und einen über hundertköpfigen Chor, die Bühne muss für die Neunte in den Zuschauerraum hinein um vier Meter vergrößert werden. Das verursache zusätzliche Kosten, sagt der Orchestermanager Michael Horn. Günter Schuldt, Leiter der Hausdienste, rechnet vor, dass darüber hinaus durch die vergrößerte Bühne, selbst bei engster Bestuhlung ohne Armlehnen, rund 200 Plätze verloren gehen.
"Das darf eigentlich nicht sein", meint Kurt Masur, "eine Neunte unter den Bedingungen zu spielen, wie wir jetzt gezwungen sind". Raum und Akustik hängen zusammen. Und gerade, was die Klangqualität angeht, ist Masur sehr unzufrieden. "Wer in Bonn Beethoven hört, muss doch mit einem unvergesslichen Eindruck nach Hause gehen", sagt Masur. Philipp Adlung, Direktor des Beethoven-Hauses, der mit Masur zum Lokaltermin gekommen ist, spitzt zu: "Das größte Werk Beethovens ist in seiner Geburtsstadt nicht aufführbar."
"Die Neunte hier ist eine Verlegenheitslösung", klagt Masur, der für dieses Konzert schon außerhalb Bonns eine Spielstätte gesucht hatte. Masur begrüßt die Musiker, die sich sichtlich über den Spontanbesuch des Dirigenten freuen. Er hält eine kurze Ansprache, sagt dass man die Neunte hier eigentlich nicht spielen könne - Unruhe im Orchester -, und er spricht über die einmalige Chance eines Festspielhauses, die man nicht vergeben dürfe - Applaus auf der Bühne. Dann geht Masur in den Zuschauerraum.
"Hören Sie diese trockene Akustik?" meint er, "man merkt nicht, dass sich der Klang bewegt". Und der Blick geht nach oben: "War diese Decke schon immer da, hängt die nicht viel zu tief?" Das müsse man den Architekten Siegfried Wolske fragen, schmunzelt Schuldt und weist darauf hin, dass die Decke unter Denkmalschutz steht, und dass sich zwischen Decke und Dach rund fünf Meter Luftraum befinde.
Masur schüttelt den Kopf. Man merke, dass die Beethovenhalle nie als reiner Konzertsaal gebaut wurde, "heute rechnet man mit einem Volumen von zehn Kubikmetern Luftraum pro Besucher, um eine gute Akustik zu haben, das wird hier nicht erreicht". Masur kennt die Halle. Bereits kurz nach der Eröffnung 1959 war er mit den Dresdner Philharmonikern hier. Es sei ein hoffnungsvolles Signal gewesen, dass so bald nach dem Krieg in Bonn die Beethovenhalle gebaut wurde, "es war ein Geschenk", sagt er, "aber auch Geschenke werden alt".
"Die Halle ist so wie sie ist, sie ist nicht verbesserbar", meint der Dirigent. "Von Anfang an war diese Halle ein Kompromiss", erklärt Masur, "das genügt heute, wo in der ganzen Welt - sogar in China - bessere Säle gebaut werden, nicht mehr". "Beethoven ist international, die Beethovenhalle erhebt internationalen Anspruch", sagt er. Das sei hier nicht zu erreichen.
Masur gibt ein Beispiel: Beim Beethovenfest 2008 dirigierte er in der Beethovenhalle das Orchestre National de France, Beethovens Sinfonien standen auf dem Programm. "Die Akustik war so ungenügend, dass der Mitschnitt der Konzerte aus diesem Grund in Frankreich nicht gesendet wurde", sagt Masur, "wir konnten bei Radio France diesen historischen Moment, bei dem zum ersten Mal dieses Orchester auf Reisen alle neun Sinfonien gespielt hat, nicht dokumentieren."
Kurt Masur zum Thema Festspielhaus
Zu der gegenwärtigen zerfahrenen, politisch ungeklärten Situation rund um Beethovenhalle und Festspielhaus will Masur nur so viel sagen: "Mir fehlt das Profil, es gibt keine Vision". "Bonn kann darauf Stolz sein, dass hier der erste Konzertsaal nach dem Krieg gebaut wurde, Bonn kann nicht mehr stolz sein, den Bau so zu belassen, dass er den Ansprüchen unserer Zeit nicht mehr genügt."
Und sieht er für das Projekt Festspielhaus eine Zukunft? "Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht die Hoffnung hätte, und ich appelliere an alle, die begriffen haben, dass Bonn im Augenblick die historisch einmalige Chance hat, für Beethoven ein Festspielzentrum zu werden wie Salzburg für Mozart."
Masur ist begeistert von den Entwürfen, "sie sind außergewöhnlich". Und er sieht das Engagement von Post, Postbank und Telekom als "beispielhaft für ganz Deutschland". Masurs Blick richtet sich zwar auf ein internationales Publikum. "Aber auch die Menschen in Bonn - jung und alt - werden ein Leben in Glanz und Schönheit bekommen", so sieht Masurs Vision aus.
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