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Stephan Eisel
Aus dem Desaster der Beethovenhalle lernen:
Bei der Oper neu bauen statt im Bestand zu sanieren
Bei der denkmalgerechten Luxussanierung der maroden Beethovenhalle hat sich im Blick auf die unaufhörliche Kostenexplosion längst Resignation in Bonn breit gemacht. Noch im Januar 2015 hat die Verwaltung 15 Mio Euro für die Sanierung der Beethovenhalle eingeplant. Selbst für einen Umbau (der garnicht stattfindet, da denkmalgerecht saniert wird) waren damals nur 30 Mio Euro vorgesehen. Jetzt liegen die Kosten bereits bei netto 94 Mio Euro (brutto mehr als 95 Mio) und steigen weiter: Die Kostenexplosion beträgt mehr als eine Million Euro monatlich:
Diese enormen Summe wurden vom Rat ohne solide Entscheidungsgrundlagen beschlossen
Der General-Anzeiger berichtete dazu am 2. Oktober 2015: „Während Bonns künftiger Oberbürgermeister Ashok Sridharan eine aufwendige Sanierung der Beethovenhalle ablehnt, will Stadtdirektor Wolfgang Fuchs richtig investieren.“ Leider setzte sich die Vorstellung des Stadtdirektors am 10. Dezember 2015 mit einer knappe Ratsmehrheit (43:35 Stimmen) durch, obwohl die dafür vorgelegte Verwaltungsvorlage ausdrücklich einen Beschluss „schon vor Abschluss der Entwurfsplanung und Prüfung der Kostenberechnung“ verlangte. Die Entscheidung auf einer solchen Grundlage zu treffen, war vom Rat ebenso fahrlässig wie es von der Verwaltung unverantwortlich war, dem Rat auf dieser Grundlage überhaupt eine solche Entscheidung vorzuschlagen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob Rat und Verwaltung aus dem Desaster bei der Beethovenhalle lernen, denn es steht die Entscheidung an, was mit Oper und Schauspiel geschieht. Die Verwaltung prognostiziert z. Zt. für eine Sanierung 100 Mio Euro an Kosten (75 für Oper und 25 für Kammerspiele). Das entspricht der Prognose von 15 bzw. 30 Mio Euro für Beethovenhalle im Januar 2015. Aus den Erfahrungen der Beethovenhalle kann man lernen, dass sich diese Summe bis zur Beschlussfassung verdoppeln und bis zur Fertigstellung mindestens verdreifachen wird. Man muss also bei Oper und Schauspiel für die Sanierung im Bestand von mindestens 300 Mio Euro ausgehen.
Ein entsprechender Neubau wäre deutlich günstiger. Zuletzt wurde für 150 Mio Euro 2014 in Florenz ein neues Opernhaus als kombiniertes Konzert- und Opernhaus eröffnet. Es hat für Oper und Konzert einen großen Saal 1.800 Plätze) und für Schauspiel und Kammermusik einen kleinen Saal (1000 Plätze) und bietet sogar noch eine Freiluftbühne mit 2000 Plätzen.
Ein solcher Neubau hätte auch für Bonn entscheidende Vorteile, denn er würde
In jedem Fall würde ein integriertes Opern- und Konzerthaus, das es auch z. B. in Baden-Baden und Bregenz gibt, die immer deutlicher sichtbarere Lücke eines fehlenden Konzertsaales als großes Hindernis für die Profilierung Bonns zur Beethovenstadt endlich schließen. Mit der Beethovenhalle als Mehrzwecksaal ist dies nicht möglich, zumal durch die Entscheidung für eine aufwendige denkmalgerechte Sanierung eine Verbesserung der Akustik für Konzertbesucher ausgeschlossen wurde.
Für den Fall eines Neubaus am jetzigen Standort könnte die Beethovenhalle als Übergangsspielstätte für die Oper genutzt werden. Das in Köln seit 2012 als Übergangsspielstätte genutzte Staatenhaus bietet wesentlich schlechtere Voraussetzungen. Im Fall des Godesberger Stadtortes könnte die alte Oper bis zur Fertigstellung eine Neubaus bespielt und das attraktive Gelände an der Kennedybrücke dann anderweitig genutzt oder vermarktet werden.
Die Standortfrage sollte nicht der Anfangspunkt der notwendigen Debatte um Neubau oder Sanierung sein, sondern deren Endpunkt. Die unterschiedlichen Optionen müssen ernsthaft geprüft werden, um eine belastungsfähige Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Dazu gehört im Blick auf die Godesberger Stadthalle auch das Wissen darum, dass es in Bonn eine Überkapazität von großen Mehrzwecksälen gibt - Beethovenhalle (bis zu 2000 Plätze), Godesberger Stadthalle (1000), Brückenforum (900), Telekom Basketshalle (5000), Telekom-Forum(1300), Maritim (2800) , Kameha (2000) und WCCB (unterschiedliche Säälen von 300 – 4200 Plätze). Außerdem wollen private Investoren mit Unterstützung der Stadt auf dem ehemaligen Schlachthofgelände zwei Hallen zwei Hallen mit 1750 bzw. 500 Plätzen für Rock- und Popkonzerte errichten.
Mit dem kommunalpolitisch verursachten Ende des Festspielhauses, dem durch die Entschlusslosigkeit des Rates herbeigeführten Verfall des Viktoriacarrés, der durch einen Bürgerentscheid verhinderten Neuordnung der veralteten Bonner Bäderlandschaft wurde in der Bonner Kommunalpolitik in den letzten Jahren viel zerredet und Zukunftsoptionen zerstört.
Die Stadt sollte sich endlich die Offenheit für Neues gönnen und einen mutigen Zukunftsschritt wagen. Das Desaster bei der Beethovenhalle zeigt, dass zumindest im baulichen Bereich dabei der Weg in die Vergangenheit direkt ins Millionengrab führt.
Die Presse zum Buch:
"unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
Ausführliche Pressestimmen zum Buch finden Sie hier
die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.