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750 MIO EURO UMSATZ DURCH KULTUR

29. August 2012
hat Bonn zu verzeichnen. 7000 Menschen sind in diesem Bereich sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dazu kommen 1300 Künstler. Das hat jetzt eine Studie des Hamburger Weltwirtschafts-instituts HWWI ergeben. Zugleich wurde deutlich, dass die Potentiale der Kulturwirtschaft in der Beethovenstadt noch nicht ausgeschöpft sind.
750 MIO EURO UMSATZ DURCH KULTUR

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Die vollständige HWWI-Studie "Kulturstädteranking" finden Sie hier.

Kulturwirtschaft in Bonn:

750 Mio Euro Umsatz, 7000 Beschäftigte und 1300 Künstler

In der politischen Debatte ist es leider auch in Bonn schick geworden, Kunst und Kultur als Luxus zu betrachten, der nur Ausgaben verursacht und wenig Nutzen bringt. Dem ist im Juni 2012 Bundestags präsident Norbert Lammert bei seiner Rede in der Bonner Bundeskunsthalle entgegengetreten als er betonte: „Kunst und Kultur sind keine sympathische Nebensache, sondern die Hauptsache – was von dieser Generation übrigbleiben wird, sind nicht die Bahnhöfe, Flughäfen oder Steuergesetze, sondern das Selbstverständnis, das sich auf Schöpfungen von Kunst und Kultur gründet.“

Aber auch denen, die Kultur nur auf eine finanzielle Kosten-Nutzen-Rechnung reduzieren, lässt sich mit überzeugenden Argumenten beikommen. Wen der immaterielle Mehrwert von Kultur für die Le bensqualität der Menschen nicht interessiert, der sollte wenigstens den wirtschaftlichen Nutzen auch für eine Stadt wie Bonn nicht leugnen.

Das Hamburgische Weltwirtschaftsinsitut (HWWI) hat im August 2012 die Studie „Kulturstädteranking 2012“ vorgelegt. Für die 30 größten deutschen Städte werden dabei Indikatoren der Kulturpro duktion („Elemente und Grundlagen, die für die Entstehung von Kunst und Kultur notwendig sind“) und der Kulturrezeption („Aufnahme des kulturellen Angebots, das als Er gebnis der Kulturproduktion zur Verfügung steht“) verglichen.

In der Studie weist das HWWI mehrfach darauf hin, dass Kulturwirtschaft „ein expandierender Wirt schaftszweig und wichtiger Arbeitgeber, gerade in Städten“ ist. Zu diesem Bereich zählen vor allem Musik-, Film- und Rundfunkwirtschaft, der Kunst-, Buch- und Pressemarkt, die Darstellenden Künste und die Designwirtschaft. In vielen Städten arbeiten bereits ca. fünf  Prozent der Beschäftigten in die sem Wirtschaftszweig.

Für Bonn stellt die Studie des Hamburgische Weltwirtschaftsinsituts fest, dass

  • 2011 in Bonn 7.063 Beschäftigte in der Kulturwirtschaft arbeiteten. Das sind 4,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Nur in acht Städten liegt dieser Anteil höher. Au ßerdem leben in Bonn 1316 Künstler. 
  • die Bonner Bürger und die Besucher der Stadt weit überdurchschnittlich kulturinteressiert sind. Bei den Museumsbesu chen pro Einwohner belegt Bonn nach Dresden den zweiten Platz im Städteranking. Bei den Theater- und Opernbesuchen liegt Bonn auf Platz vier von 30 untersuchten Städten
  • Bonn bei den Kulturausgaben im Mittelfeld der untersuchten 30 Städte liegt: die öffentlichen Kulturausgaben liegen im Durchschnitt der letzten zehn Jahre jährlich bei ca. 130 Euro pro Einwohner. In Frankfurt a. Main sind es ca. 230 Euro, in Leipzig  etwa 185 Euro. In weiteren sieben Städten (Berlin, Hamburg, Mannheim, Karlsruhe, Bremen, Stuttgart, Düsseldorf)  lie gen die öffentlichen Kulturausgaben pro Einwohner höher als in Bonn.
  • Bonn bei den steuerfinanzierten Theater- und Opernplätzen mit sechs Plätzen pro tausend Einwohner im Mittelfeld hinter Städten wie Bielefeld, Braun schweig oder Chem nitz liegt.

Insgesamt lagen nach der HWWI-Studie 2010 die Umsätze der Kulturwirtschaft in Bonn bei ca. 750 Millionen Euro (mehr als 2000 Euro pro Einwohner !). Allein über den kommunalen Umsatzsteueran teil ergeben sich daraus ca. 15 Mio Euro jährliche Einnahmen für die Stadtkasse. Dazu kommen durch den kommunalen Einkommensteueranteil jährlich ca. 4-5 Millionen Euro Einnahmen für die Stadtkasse durch das Einkommen der in der Kulturwirtschaft Beschäftigten.

Zu diesen direkten Steuereinnahmen kommt für die Stadt die sog. „Umwegrendite“.  Auch dazu gibt es konkrete Zahlen:

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft DHPG Dr. Harzem & Partner KG hat in einer Studie zum Beethovenfest 2009 festgestellt: „Für 1 Euro an städtischem Zuschuss fließen 4,15 Euro an die Unter nehmen der Region. Die Summe aus den direkten Rückflüssen an die Stadt Bonn und dem Wert der Werbeäquivalente beträgt 2.549.018 Euro. Verglichen mit dem Zuschuss der Stadt Bonn in Höhe von 1.278.250 Euro ergibt sich ein Multiplikator von 1,99.“

In einem Gutachten der IHK Bonn-Rhein-Sieg wird nachgewiesen, dass bei einem Beethoven-Fest spielhaus „aus regionalwirtschaftlicher Sicht jeder von der Stadt investierte Euro einen Nutzen von 1 : 2,9“ stiften würde.

Schon die langjährige Zögerlichkeit um das Beethoven-Festspielhaus zeigt allerdings, dass in Bonn das wirtschaftliche Potential des kulturellen Sektors noch bei weitem nicht ausgeschöpft ist: Im Ver hältnis zur Einwohnerzahl schnitten nach der HWWI-Studie  15 der untersuchten 30 Städte besser ab und machen wirtschaftlich mehr aus ihrem kulturellen Potential. Das gilt insbeson dere für den Kulturtourismus. Bei den Gästeankünften je Einwohner liegt die Beethovenstadt nur im Mittel feld.

Welche Möglichkeiten hier noch brach liegen, zeigen die Zahlen aus dem Beethovenhaus. Dorthin kommen jährlich 100.000 Besucher, davon 60 Prozent aus dem Ausland. Diese Zahl allein durch Beethovens Geburtshaus zeigt wie ausbaufähig das wirtschaftliche Potential der Marke „Beethoven“ für Bonn ist, wenn es auch an anderen Feldern genutzt würde.

HWWI-Studie stellt dazu fest: „Die Anziehungskraft des kulturellen Angebots in Städten für Touris ten aus dem In- und Ausland schafft weitere ökonomische Entwicklungsimpulse. Kulturelle Attrakti vität ist für Städte ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, denn Städte- und Kulturtourismus befinden sich auf Wachstumskurs.“ Die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist Angaben der Studie an privaten Städ te- oder Kulturreisen interessiert. „20 Prozent der deutschen Städtetouristen sind Kultururlauber, wo bei dieser Anteil zunimmt.“

Ausdrücklich betont das HWWI in diesem Zusammenhang: „Besondere Investitionen in Kultur-Infra struktur können Städte auf einen neuen Entwicklungspfad bringen.“

Dabei gibt es interessante Beispiele, an denen sich Bonn orientieren könnte. Im Fall der Salzburger Fest spiele hat eine Studie ergeben, dass der Rückflusseffekt für die öffentliche Hand dreimal so hoch ist, wie die gewährten Subventionen. Die Wirtschaftskammer Salzburg listet Steuermehreinnahmen von 30 Mio € durch die Festspiele auf.

Den Bregenzer Festspielen hat groß angelegte wissenschaftliche Umsatz-Effekte von 160 Millionen Euro und eine Wertschöpfung von rund 100 Millionen attestiert. Dazu kommen im direkten Zusam menhang mit den Festspielen mehr als 1100 Vollzeit-Jahresarbeitsplätze, die meisten davon in der Tourismus-Branche.  Der  öffentliche Zuschuss von Bund, Land und Stadt liegt für die Bregenzer Festspiele bei 5,5 Millionen. Übrigens verbinden dort 36 Prozent der Besucher das Festival mit einem Urlaub in der Region.

Fazit

Wer für Bonn den Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor Kultur gering schätzt und nicht stärker entwickelt, verspielt wichtigen Chancen für die Zukunft der Stadt – ganz abgesehen von den vielen Vorteilen, die die Bürger von einem guten Kulturangebot haben.

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