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AUS DEM DEBAKEL BEETHOVENHALLE

müssen endlich Konsequenzen gezogem werden: Radikales Abspecken der Hallensanierung und statt einer Sanierung des Operngebäudes Neubau eines Bürgerzentrums für Kultur als Beethoven-Campus.
AUS DEM DEBAKEL BEETHOVENHALLE

 

 

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Stephan Eisel

Konsequenzen aus dem Debakel Beethovenhalle ziehen:
Neuer Beethoven-Campus als Kulturzentrum für alle

Auch sieben Jahre nach Beginn der Maßnahme bleibt die Luxussanierung der Beethovenhalle – wie es der General-Anzeiger jüngst nannte – eine „ätzenden Blamage für die Stadt“:

Jetzt steht die vielfach verschobene Fertigstellung auch für 2024 in Frage: Die mehrfach nach oben korrigierte Bausumme von 166 Mio € ist einmal mehr nicht zu halten. 2012 hatte die Stadtverwaltung einen Sanierungsaufwand von nur 29,8 Mio € angegeben. Drei Jahre später waren es zum Baubeginn schon 60 Mio € und schon 2019 wurde die 100-Mio-Grenze überschritten.

Anfang 2021 ist von „zerrüttenden Verhältnissen“ auf der Baustelle die Rede. Von der Stadt beauftragte und bezahlte Planungsbüros stellen nach städtischen Angaben „derzeit nicht die für einen ungestörten Bauablauf erforderliche Planung zur Verfügung“. Trotz mehrfacher Optimierung kann beispielsweise die Saaldecke die geplante Lüftungstechnik immer noch nicht tragen. Der General-Anzeiger zitiert am 3. April die Bilanz der Stadt: „Sämtliche Versuche in den ersten Wochen des Jahres 2021, die noch nicht abgeschlossene Planung mit den noch zur Verfügung stehenden Steuerungsinstrumenten zu beheben, schlugen fehl.“ Dramatischer kann ein Offenbarungseid kaum ausfallen.

Die von den Grünen initiierte, von einem SPD-Oberbürgermeister dem Rat vorgeschlagene und von CDU und FDP mitbeschlossene denkmalgerechte Luxussanierung der maroden Mehrzweckhalle hat sich zum immer tieferen Millionengrab entwickelt und ist die ärgerlichste kommunalpolitische Fehlentscheidung der jüngeren Stadtgeschichte. Jetzt kommt es darauf an, endlich Konsequenzen aus diesem Debakel zu ziehen:

Beethovenhallen-Sanierung radikal abspecken und Denkmalschutz aufheben
Bisher sind nur 40 Prozent der für die Sanierung geplanten Bausumme tatsächlich verbaut. Weitere 35 Prozent sind zwar beauftragt, aber noch stornierbar. Das ist selbst bei ev. Konventionalstrafen billiger als die bisherige Haltung „Augen zu und durch“. Für ein Viertel der Bausumme gibt es nach sieben Jahren noch nicht einmal Aufträge. Die Stadt nennt das „hohe Prognoseunsicherheit“. Ein radikaler Schnitt ist also nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll. Das gilt auch für den Denkmalschutz, der ebenso aufgehoben werden kann wie er Mitte der 90er Jahre zustande kam – durch Ratsbeschluss. Im Artikel 9 des NRW-Denkmalschutzgesetzes ist ausdrücklich geregelt, dass dies möglich ist, wenn „ein über­wiegendes öffentliches Interesse“ vorliegt.

Beethovenhallen-Fehler nicht wiederholen und Oper nicht im Bestand sanieren
Schon ohne Gutachten über die Bausubstanz veranschlagen städtische Schätzungen für eine Sanierung des alten Operngebäudes 130 Mio €. Tatsächlich muss man nach den Erfarungen bei der Beethivenhalle mit bei der Oper mit Sanierungskosten von mindestens 400 € Euro rechnen. Es ist kein Zufall, dass sich mit Düsseldorf und Frankfurt auch in jüngster Zeit wieder wichtige Städte für einen Neubau ihrer Oper statt einer Bestandssanierung entschieden haben. Völlig illusorisch ist die von der grünen Ratskoalition angestrebte Sanierung bei laufendem Betrieb. Dazu ist das Gebäude viel zu marode. Um ihre Fehler bei der Beethovenhalle nicht zu wiederholen, sollten die Grünen vor einem Sanierungsbeschluss zumindest ein Gutachten über die Bausubstanz in Auftrag geben. Das Ergebnis wird alle Sanierungsüberlegungen beerdigen und wurde wohl deshalb bisher nicht in Auftrag gegeben. Die Beethovenhalle lässt grüßen….

Chancen für einen Neubau als Musikzentrum für alle nutzen
Ein neues Bürgerzentrum für Kultur wäre erheblich sinnvoller als die teure Sanierung maroder Altbauten. Ein solcher Neubau hätte auch niedrigere Betriebskosten und könnte moderne Standards der Umweltverträglichkeit erfüllen.

In Florenz entstand 2014 ein solcher Neubau als integrietes Opern- und Konzerthaus für 140 Mio € – mit großem Saal (1.800 Plätze), kleinen Saal (1000 Plätze) und einer Freiluftbühne mit 2000 Plätzen. Ein solches „Haus der Musik“ könnte Oper, Konzerten aller Sparten und Kulturevents verschiedener Art eine Heimat bieten. Man könnt es z. B. vor der Beethovenhalle bauen, die sich dann abgespeckt als Foyer und Probenraum nutzen lässt.

Ein solches Konzept könnte auch ein gravierendes Problem heben, das sich heute stellt: Das Bonner Opernhaus ist nur geöffnet, wenn es Vorstellungen gibt. Die meiste Zeit wirkt es mit seiner Umgebung wie ein verlassener Ort – auch wenn im Innern (aber für die Menschen eben nicht sichtbar) ein lebendiger Probenbetrieb läuft. Diese räumliche Isolation der Oper ist fast symbolisch für die von interessierter Seite immer wieder behauptete Distanz der Oper zur Bürgerschaft. Es ist aber kein Zufall, dass von 40 deutschen Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern 39 eine Oper haben. Die Ausnahme ist Bochum, wo es aber einen modernen Konzertsaal gibt.

In Bonn könnte mit einem Schlag die Zukunft der Oper gesichert und das Manko des fehlenden Konzertsaals in der Beethovenstadt behoben werden. Eine solche Lösung auch die von der Stadt 2018 in Auftrag gegebene Untersuchung des in Dresden und München ansässigen auf Kulturberatung spezialisierten Unternehmens actori empfohlen. Es wurden sechs verschiedene Szenarien untersucht und sowohl finanziell als auch ideell („Zukunftsfokus“) bewertet. Dabei schnitt die Variante „Neubau Mehrspartenhaus vor der Beethovenhalle (Beethoven-Campus“) doppelt so gut ab wie eine Sanierung des alten Operngebäudes.

Die actori-Untersuchung unterstreicht die vielen Vorteile eines Neubaus für Bonn, denn er würde 

  • den tatsächlichen Bedürfnissen in Bonn angepasst werden können,
  • verlässlicher zu planen sein als Sanierungen im Bestand,
  • dem neuesten technischen Standard entsprechen und so u. a. Energiekosten sparen
  • und vor allem eine Öffnung zur Bürgerschaft ermöglich, die kulturelle Institutionen brauchen, wenn sie wirken und zugleich von den Menschen getragen sein wollen.

So könnte in Bonn ein Bürgerzentrum für Kultur entstehen, das der Oper ein neue Heimat bietet, endlich den in der Beethovenstadt so schmerzlich vermissten Konzertsaal ermöglicht und als offenes Bürgerzentrum für alle Kultur den Menschen näher bringt. Für ein solches Projekt ließe sich auch die Stadtgesellschaft mobilisieren, die sich frustriert zurückgezogen hat, nachdem Rat und Verwaltung 2015 das im Bau völlig privat finanzierte und im Betrieb weitgehend vom Bund getragene Beethoven-Festspielhaus scheitern ließen.

Wenn die Bonner Kommunalpolitik diesen Mut zur Zukunft nicht aufbringt, wird sie die Bürgerschaft einmal mehr enttäuschen, einen wichtigen Zukunftsaufbruch verpassen und im Städtewettbewerb auch um Arbeitsplätze zurückfallen. Politik, die nur verwaltet und nicht gestaltet, landet letztlich immer in der Sackgasse.

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