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"EINE KLEINE STADT KANN DAS GLÜCK HABEN,

dass ein großer Mann in ihr das Licht der Welt erblickt; aber kleinstädtisch darf sein Andenken nicht gefeiert werden", schrieb Franz Liszt 1845 an den Bonner OB Oppenhoff, weil ihn dessen Widerstand gegen das Beethovendenkmal und das erste Beethovenfest nervte. Unter der Überschrift BEETHOVEN 21 konnte man jüngst im SPIEGEL nachlesen, was sich nicht geändert hat.

Der Artikel belegt leider einmal mehr, dass die Zögerlichkeiten an der Stadtspitze beim Thema Beethoven und Festspielhaus auch dem Ansehen Bonns weit über die Stadtgrenzen hinaus schaden.

Lesen Sie den ganzen Artikel "Beethoven 21" im Spiegel hier

Die Autorin Katja Thimm schreibt u. a. :

"Beim Eröffnungskonzert des letzten Beethovenfestes, des großen Bonner Festivals im Spätsommer, kollabierte ein Herr im Publikum. Es war schwül und die Klimaanlage einmal mehr defekt, die Pianistin Hélène Grimaud unterbrach ihr Spiel. Kurt Masur entrüstete sich über marode Bühnentechnik, als er zuletzt in Bonn dirigierte, an der Decke schwebten da noch Luftballons der letzten Über-30-Party. Kent Nagano irrte durch die Stuhlreihen auf der Suche nach einem akustisch unbedenklichen Platz, und der chinesische Pianist Lang Lang rief nach einem Auftritt: "Reißt dieses Ding ab!"

Und tatsächlich, die Halle könnte abgerissen werden. Es liegen Pläne für ein neues Festspielhaus parat, das den Mehrzweckbau von Siegfried Wolske ersetzen soll, große Entwürfe großer Architekten. Zwei Manager haben sich um alles gekümmert, denn das Konzerthaus ist als Geschenk der ortsansässigen Konzerne an die Stadt gedacht.

Doch das kostspielige Präsent treibt die Bonner in bittere Auseinandersetzungen. Von neuen Dimensionen aus Klang und Architektur schwärmen die einen - und die anderen wollen gar nichts davon wissen. Von "Größenwahn" und einem "undemokratischen Verfahren" reden sie, und über die Beliebigkeit der Stararchitektur schimpfen sie auch. Eine Koalition aus Gemütsmenschen, Denkmalschützern und Heimatverbundenen hat sich formiert am Rhein. Es wird gestritten wie seit Jahren nicht.

Denn es geht um mehr als um Kultur und um eine Mehrzweckhalle. Es geht auch um Geborgenheit und um den unwirtlichen Wind der weiten Welt, um Kleinmut und Aufbruch und um die Frage, ob die Menschen in der alten Bundeshauptstadt überhaupt so sein wollen, wie es das neue offizielle Image vorsieht: aufstrebend. Wettbewerbsorientiert. International. Lauter globale Spieler an einem globalisierten Standort."

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