Volltextsuche:

8) Aus dem Kapitel "Musik für Politik"

  ...

Am bekanntesten für politisches Engagement im musikalischen Stand ist aber wohl Richard Wagner. Er wurde besonders im Revolutionsjahr 1848 in Dresden politisch aktiv, aber nicht nur dort. Am 1. Juni 1848 schickte Wagner beispielsweise einen Gruß aus Sachsen an die Wiener mit deutlichen Sätzen wie: „Die feisten Herrn von Wien und Braten / sie haben Geld und Gut / sie zahlen Büttel und Soldaten / dass das nur sicher ruht." Spöttisch notierte die Wiener Musikpresse anlässlich eines Besuches von Wagner in der Donaustadt wenige Wochen später: „Kapellmeister Wagner komponiert in Wien eine neue Oper: Die zinnoberrote Republik." Eduard Hanslick - prominenter Musikkritiker und profilierter Wagner-Gegner, den der Komponist in seiner Oper Die Meistersinger von Nürnberg (1868) in der Figur des Ratsherrn Beckmesser persiflierte - vermerkte nach einem Gespräch mit Wagner während dieses Besuches in Wien: „Wagner war ganz Politik; er erwartete von dem Siege der Revolution eine vollständige Wiedergeburt der Kunst, der Gesellschaft, der Religion, ein neues Theater, eine neue Musik." Wagner wandte sich dann mit einer Reihe von Reformvorschlägen - Territorialreform, Bündnis mit Frankreich, Auflösung des Bundestags - an die Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, besonders auch in Briefen an den sächsischen Abgeordneten Wigard, dem er seine „patriotische Sorge" zum Ausdruck brachte. Wie Wagner setzte sich übrigens auch Albert Lortzing, der eng mit Robert Blum und dem Dichter des Deutschlandliedes Hoffmann von Fallersleben befreundet war, mit seinem ältesten Sohn in Wien für die Ziele der Paulskirche ein.

Im März 1849 lernte Wagner den russischen Anarchisten Michail Bakunin kennen und verbrüderte sich mit ihm, obwohl dieser auch die Musik nicht von seinem großen Revolutionsfeuer verschonen wollte und Wagner androhte: „Du wirst dann nicht mehr so viele Instrumente brauchen und das wird gut sein." Als er aber zufällig zu einer Probe kam, bei der Wagner Beethovens Neunte dirigierte, lenkte auch der rigorose Anarchist ein. Wenn beim großen Weltenbrand aller untergehe, so sei doch diese Musik zu erhalten. Was Wagner und Bakunin verband, ließe sich vielfältig beschreiben, doch hier soll der Hinweis genügen, dass der Russe besonderen Gefallen am Fliegenden Holländer (1843) fand, in dessen Auftrittsmonolog es heißt: „Wann dröhnt er, der Vernichtungsschlag, mit dem die Welt zusammenkracht."

...