Volltextsuche:

ZEHN JAHRE WEB 2.0

Zum 10. Geburtstag des Web 2.0 hat Radio Bremen / NDR ein Interview mit Stephan Eisel geführt: “Man muss die Grenzen des Internets kennen, um die Chancen vernünftig nutzen zu können.”
ZEHN JAHRE WEB 2.0

 

Das vollständige Interview finden die hier.

Die Grenzen der Online-Demokratie

Projekt “Liquid Friesland”

Web 2.0 und Politik: Vor zwei Jahren hat der Landkreis Friesland, als erste Kommune weltweit, die Online-Plattform “Liquid Friesland” an den Start gebracht. Bürger können sich dort online direkt an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen. Wie steht es heute um das Projekt? Wir sprechen darüber mit Stephan Eisel, Leiter des Projekts “Internet & Demokratie” der Konrad-Adenauer-Stiftung.

“Liquid Friesland” startete mit großen Erwartungen, der Erfolg des Projekts blieb bis jetzt aber aus. “Es war im Prinzip ein Flop, weil sich die Bürger an diesem Angebot so gut wie gar nicht beteiligt haben. Wer heute die Plattform besucht, der sieht, dass seit Monaten überhaupt nichts los war. Es sind nur ca. ein Dutzend Leute, die sich dort gelegentlich bemerkbar machen. Insofern ist dieser Weg ein gescheiterter Weg”, sagt Stephan Eisel.

“Politik ist im Netz eine ganz kleinen Nische”

Der Politiker und Autor sieht dafür mehrere Gründe: Etwa 25 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über vierzehn Jahre würden sich gar nicht im Internet bewegen und diejenigen, die online wären, konzentrierten sich dann auch auf andere Dinge. “Politik ist im Netz eine ganz kleine Nische. Das Internet ist überwiegend ein Spielplatz und ein Marktplatz. Das muss man bei solchen Angeboten, die mit Politik im Web zu tun haben, berücksichtigen. Man muss die Grenzen des Internets kennen, um seine Chancen überhaupt sinnvoll nutzen zu können”, beurteilt Eisel die Lage.

Liquid Friesland
Online-Plattform des Landkreises Friesland, durch die eine neue Form der Bürgerbeteiligung realisiert werden soll. Das Programm soll die demokratischen Willensbildung und Entscheidungsfindung unterstützen. Mehr Infos.
Liquid Friesland ist kein Einzelfall für gescheiterte Online-Beteiligungsverfahren. Und man kann sich fragen: Will niemand politisch mitmischen im Internet? Das Netz sei eine zusätzliche Plattform für politisch Interessierte, aber es mobilisiere kein neues Politikinteresse, das müsse man wissen, so Eisel. “Deswegen ist es auch sehr kritisch zu betrachten wenn online, wie beispielsweise bei “Liquid Friesland”, Abstimmungsmöglichkeiten angeboten werden, weil das den Eindruck erweckt, als hätte das Internet eine demokratische Legitimität bei solchen Dingen.”

“Für viele steht Politik nicht im Mittelpunkt. Das hat das Netz nicht geändert”

Neue Zielgruppen, die viel im Netz unterwegs sind und sich bisher nicht so sehr für Politik interessiert haben, lassen sich auch durch Angebote wie “Liquid Friesland” nicht erreichen, sagt Stephan Eisel: “Ursprünglich, als das Internet entstanden ist, ging man davon aus, das läuft in der Politikwissenschaft unter der sogenannten Mobilisierungsthese. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das gar nicht eingetreten ist. Man spricht von der Verstärkungsthese, das heißt diejenigen, die sich politisch engagieren, haben dafür noch mal zusätzlich eine Plattform. Wenn man sich politisch interessiert, muss man eben auch wissen, dass es sehr viele Menschen gibt, für die Politik nicht im Mittelpunkt steht und die Tatsache hat das Internet nicht geändert.”

“Liquid Friesland” geht weiter

Der Kreistag in Friesland hat beschlossen “Liquid Friesland” trotz des bisherigen Misserfolgs erstmal fortzusetzen. Eisel sieht das mit gemischten Gefühlen: “Ich habe gar nichts dagegen, dass das jetzt noch mal ein Jahr oder so ausprobiert wird und man dann noch mal Bilanz zieht. Man muss nur so ehrlich sein, wenn man ein Experiment startet, das man irgendwann Bilanz zieht und sagt, ob das Experiment gescheitert ist oder nicht.”

Quelle: Radio Bremen 12. August 2014

RSS

Aktuelles zum Thema Bürgerhaushalt

30. Aug 2017

ONLINE-WAHLEN SCHEITERN AM

Demokratietest, weil sie nicht gleichzeitig das Wahlgeheimnis schützen und Sicherheit vor Manipulation gewährleisten können. Wenn zur Technikfaszination die Demokratiekompetenz kommt, zeigt sich schnell, dass die Urnenwahl der Stimmabgabe im Internet haushoch überlegen ist.
03. Mrz 2017

E-PETITIONEN BEIM DEUTSCHEN BUNDESTAG

kann man seit 2009 einreichen. Eine erste systematische Auswertung zeigt, dass es sich entegegen ursprünglicher Annahmen um Angebot mit sehr begrenzter Reichweite handelt.
03. Dez 2016

WIE INTERNET DEMOKRATIE BEEINFLUSST

ist Thema eines Aufsatzes, in dem ich vier Orientierungspunkte für demokratisches Handeln im digitalen Zeitalter darlege:
1) 
In der Demokratie darf es keine Bevorzugung oder Ausschließlichkeit der digitalen Welt geben. 
2) Auch im Internet muss der Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung gelten. 
3) Ohne Innovationskraft kann Demokratie den Stresstest der Internet-Dynamik nicht bestehen. 
4) Zur Technikfaszination muss Demokratie-kompetenz kommen.
20. Okt 2016

"BONN PACKT´S AN" IST ALS ONLINE-

Bürgerhaushalt jetzt zum vierten Mal am Desinteresse der Bürger gescheitert. Das krampfhafte Festhalten an solchen Verfahren auch wenn sie von den Bürgern fast geschlos­sen abgelehnt werden, schadet tatsächlicher Bürgerbeteiligung, weil es die Bürger nicht ernst nimmt. 
13. Okt 2016

EINE DREIFACHE DIGITALE SPALTUNG

beschränkt den Zugang zum Internet. Dies belegt die Auswertung der neue ARD/ZDF-OnLine-Studie. Die darin beschriebenen Grenzen des Internets zeigen, dass eine Ausschließlichkeit der digitalen Welt mit der Demokratie nicht vereinbar ist.
03. Dez 2015

DIGITALE PARTIZIPATION IST

iin aller Munde, muss sich aber auch einem Demokratietest stellen, wenn sie nicht versagen soll. Vor allem gilt es zu verhindern, privilegierte kleine Internet-Eliten auf Kosten der großen Mehrheit der Bürger agieren.
08. Nov 2015

JUGENDBETEILIGUNG IM INTERNET

braucht neben der Technikfaszination auch Demokratiekompetenz. Damit habe ich mich in einem längeren Aufsatz für den Sammelband "Politische Beteiligung junger Menschen "(hrsg. von J. Tremmel und M. Rutsche) befasst.
03. Sep 2015

LIQUIDFRIESLAND ALS INTERNET-LEICHE,

überlebt immer noch als Marketing-Coup: Die Bürger zeigen der Online-Plattform zwar seit drei Jahren konsequent die kalte Schulter, aber die zuständige Kreisverwaltung ficht das nicht an: Von über 80.0000 dazu Berechtigten haben 2011 nur 30 überhaupt Vorschläge auf der Plattform eingestellt.
25. Mai 2015

DAS DIGITALE FAUSTRECHT IST IM

Internet weit verbreitet. Solchen Formen der virtuellen Gewalt gilt es entschlossen entgegen zu treten, denn auf offline verboten ist, sollte auch online Tabu sein. Das Internet bietet eben nicht nur neue Räume für Infor­mations- und Meinungsfreiheit, sondern auch einen besonde­ren Nährboden für Radikalisierung und Extremismus . 
02. Mai 2015

WIKIPEDIA VERBIRGT HINTER EINEM

niedrigschwelligen Zugang eine intransparente Autorenhierarchie. In Deutschland bestimmen nur 249 Administratoren, was letzlich veröffentlicht wird. Wer Wikipedia nutzt, sollte dies mit solider Quellenkritik tun und dem dort Angebotenen keineswegs blind vertrauen.