Volltextsuche:

EINE DREIFACHE DIGITALE SPALTUNG

beschränkt den Zugang zum Internet. Dies belegt die Auswertung der neue ARD/ZDF-OnLine-Studie. Die darin beschriebenen Grenzen des Internets zeigen, dass eine Ausschließlichkeit der digitalen Welt mit der Demokratie nicht vereinbar ist.
EINE DREIFACHE DIGITALE SPALTUNG

 

 

Den folgenden Text können Sie hier ausdrucken.

 

Zur ARD/ZDF-Onlinestudie geht es hier.

 

Stephan Eisel

Die dreifache digitale Spaltung

ARD/ZDF-Online-Studie 2016 zeigt Grenzen des Internets 

Das Internet hat ohne Zweifel sowohl der Meinungs- als auch der Informationsfreiheit zuvor nicht gekannte Möglichkeiten eröffnet. Damit verbunden sind auch neue Dimensionen der politischen Kommunikation. Um diese sinnvoll zu nutzen, gilt es neben den Chancen des Cyberspace freilich auch seine Grenzen zu kennen.

Bei aller offenkundigen Bedeutung  des Internets spielt es nämlich für ein Drittel der deutsch­sprachigen Bevölke­rung über 14 Jahre immer noch keine wichtige Rolle: Fast 17 Prozent sind gar nicht online, weitere 18 Prozent sind nur gelegentlich im Netz. Das ist das Ergebnis der ARD/ZDF-Online-Studie 2016. Danach gehören knapp zwei Drittel der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahre zu den täglichen Internetnutzern.   

Gegenüber dem Vorjahr haben sich diese Zahlen kaum verändert. Es gab lediglich eine Verschiebung in der Art des Internetzugangs: Signifikant zugenommen hat die Nutzung des Smartphones (66 Prozent) gegenüber dem Laptop (57 Prozent), dem stationärem PC (44 Prozent) und dem Tablet-PC  (38 Prozent), wobei die Ausstattung mit mehreren Geräten bei Internetnutzern inzwischen der Regelfall ist. 

Die ARD/ZDF-Online-Studie 2016 belegt einmal mehr, dass wir es in Deutschland grundsätzlich mit einer dreifachen digitalen Spaltung zu tun haben: 

1. Digitaler Alltag vs. Netz-Distanz

Mehr als 11 Millionen Menschen der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahre haben keinen Netzzugang – sei es weil die technischen Voraussetzung fehlen, die entsprechenden Geräte nicht gekauft werden oder aus eigenem Antrieb auf die Nutzung verzichtet wird.  Bei den über 60-jährigen gehören zu dieser Gruppe über 40 Prozent. Weitere 13 Millionen Menschen nutzen ihren Internetzugang nicht häufig, sondern sind nur wöchentlich, monatlich oder noch seltener im Netz. Dazu gehören fast zwei Drittel der über 60-jährigen Onliner.
Für fast 25 Millionen Menschen in Deutschland gehört die Nutzung des Internets also nicht zum Alltag, sondern spielt eine Nebenrolle. Sie werden durch digitale Kommunikation praktisch nicht erreicht. 

2. Beruflich im Netz vs. internetferner Lebensalltag

Die ARD/ZDF-Online-Studie differenziert nicht zwischen beruflicher und privater Nutzung des Internets und verdeckt damit, dass die Art der beruflichen Tätigkeit erhebliche Auswirkungen auf die Internetaffinität hat. Dort, wo ein Internetzugang zum Arbeitsplatz gehört, ist die tägliche Internetnutzung praktisch vorgegeben. Berufsgruppen, die vom Altenpfleger über die Verkäuferin oder den Bauarbeiter bis zum Busfahrer an ihrem Arbeitsplatz keine ständige Zugangsmöglichkeit haben, sehen sich bei der Nutzung des Internets auf  das begrenzte Zeitbudget ihrer Freizeit beschränkt. Immerhin fast 2 Millionen von 40 Millionen Erwerbstätigen haben in Deutschland weder beruflich noch privat einen Internetzugang. 9 Millionen Berufstätige nutzen das Netz nur selten. Eine digitale Spaltung zwischen Bürotätigkeiten und anderen Berufsgruppen liegt auf der Hand. 
Zugleich zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Berufstätigen und Nicht-Berufstätigen. Von den etwa 25 Millionen deutschsprachigen Einwohnern über 14 Jahre, die in Deutschland weder erwerbstätig noch in Ausbildung sind, nutzen nur 9 Millionen das Netz täglich. Ebenso viele haben keinen Netzzugang.

3. Digital souveräner Globalnutzer vs. selektiv aktiver Randnutzer

Die meisten Internetnutzer, die das Netz mindestens einmal wöchentlich nutzen,  beschränken ihre Onlinetätigkeit auf wenige Felder, insbesondere auf das Senden und Empfangen von E-mails (81 Prozent)  und die Nutzung von Suchmaschinen (83 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen die Nutzung von Instant-Messaging-Diensten wie Whats-App (68), das Betrachten von Videos (67 Prozent) und das Lesen von Artikeln (62 Prozent) im Netz. Nur knapp die Hälfte der Onliner (48 Prozent) verfolgt im Netz aktuelle Nachrichten oder nutzt Online-Nachschlagewerke wie Wikipedia (42 Prozent).
Die ganzen Bandbreite der Möglichkeiten im Internet bleibt dem Nutzungsverhalten einer Minderheit vorbehalten: Dazu gehören Chatten (38 Prozent), Online-Banking (34 Prozent), digitale Landkarten/Stadtpläne (26 Prozent), Ortungsdienste (21 Prozent), Online-Spiele (12 Prozent), Online-Shopping (12 Prozent) und die Teilnahme  an Internet-Foren teilnehmen (9 Prozent). 

Man darf beim Internet nicht übersehen, dass es  im Unterschied zum Konsummedium Fernsehen ein Aktivitätsmedium ist, dem deswegen na­türliche Grenzen in der Erreichbarkeit aller Bürger und der Nutzung durch alle Bürger gesetzt sind. Im Netz gilt: Wenn man nichts tut, dann tut sich nichts. 

Bemerkenswert ist im Übrigen, dass selbst Facebook nur etwa 40 Prozent der Onliner erreicht, die mindestens einmal wöchentlich das Internet nutzen. Andere Angebote wie Instagram (11 Prozent), Twitter ( 5 Prozent), Xing (3 Prozent) oder Linkedin (1 Prozent) erreichen nur verschwindend kleine Minderheiten. 

Angesichts dieses Befundes darf demokratisches politisches und staatliches Handeln für sich keine Dominanz oder gar Ausschließlichkeit der digitalen Welt zulassen. Freiheitliche Demo­kratie muss allen Bürgern den allgemeinen, unmittelbaren und gleichen Zugang zur politi­schen Arena garantieren: Es wäre fatal, wenn „demokratiefähig“ nur ist, wer im Internet surfen kann und will. 

Die nüchterne Analyse der Verankerung der digitalen Welt im Leben­salltag der Bürger bleibt ein zwingendes Grunderfordernis unseres demokratischen Alltages, das nicht unre­flektiertem Wunschdenken von Netzenthusiasten zum Opfer fallen darf. Zur Technikfaszination muss zwingend die Demokratiekompetenz kommen.

RSS

BESTELLUNG MIT KLICK AUF BILD

BESTELLUNG MIT KLICK AUF BILD
Das "große" und das "kleine" Buch zu Beethoven in Bonn:
Ausführlich: Beethoven - Die 22 Bonner Jahre (Hardcover, 550 Seiten, bebildert) 34,90 €.
Im Überblick: Beethoven in Bonn (Taschenbuch, 128 Seiten bebildert (90 Seiten plus engl. Übersetzung) 8,99 €

BUCHTIPP: 3. Auflage

BUCHTIPP: 3. Auflage

Die Presse zum Buch:
"
unbedingt lesenswert" + "verfasst von einem Mann mit genauem Blick in die Kulissen der Macht" + "ausgewogen" + "anschaulich" + "persönlich, direkt, ganz nah dran" + "schildert Kohls Charakter-züge" + "spannende Hinter-gründe" + "keine undifferen-zierte Schwärmerei"
Ausführliche Pressestimmen zum Buch finden Sie hier

Frühere Artikel

05. Apr 2024

DIE EINSPURIGKEI DER ADENAUERALLEE

wie sie die Bonner Grünen durchsetzen wollen, ist politisch höchst umstritten. Dabei wird oft behauptet, es gäbe einen rechtlichen Zwang für eine solche Maßnahme. Gegenüber Stephan Eisel stellte aber auch Stadtbaurat Helmut Wiesner fest, dass es "keinen unmittelbaren rechtlichen Zwang für die Herstellung der Einspurigkeit auf der Adenauerallee" gibt. Lesen Sie mehr…
09. Feb 2024

GEICH DREIMAL LÄUFT DIE GRÜN GEFÜHRTE

Bonner Kommunalpolitik in ein Sanierungsdesaster. Bei Stadthaus und Oper wiederholt man die gravierenden Fehler bei der Beethovenhalle. Dort haben sich bei der Sanierung einer maroden Mehrzweckhalle die Kosten vervielfacht und liegen jetzt bei über 225 Mio €. Auch bei Stadthaus und Oper wären Neubauten nicht nur wirtschaftlicher, sondern eine Chance zur Zukunftsgestaltung. Lesen Sie mehr…
03. Dez 2023

DIE NÄCHSTE BUNDESTAGSWAHL WIRFT

ihre Schatten voraus. 2024 steht schon die Kandidatenaufstellung an. Für die CDU in Bonn möchte der Mediziner Prof. Dr. Hendrick Streeck antreten. Hier finden Sie seine Begründung für diese Bewerbung und warum er dabei vom ehem. Bonner MdB Stephan Eisel unterstützt wird. Lesen Sie mehr…
01. Okt 2023

BEI DER BEETHOVENHALLE STEIGEN

die Kosten für die Luxussanierung weiter - in den vier Monaten von Mai bis September 2023 um 1,7 Mio €. Das enthüllte jetzt ein weitgehend unbeachteter Projektbereicht. Dort kann man auch lesen, dass die Ausführungsplanung weiter nur "schleppend" vorankommt. Lesen Sie mehr…
12. Sep 2023

DIE BONNER VERSCHULDUNG WIRD SICH

in Verantwortung der grün geführten Ratskoalition und der grün geführten Verwaltung mehr als verdoppeln. Diese Politik auf Kosten künftiger Generationen für in die Sackgasse und treibt Bonn in die kommunale Handlungsunfähigkeit. Lesen Sie mehr…
03. Aug 2023

AUF MANIPULATIVE IRREFÜHRUNGEN SETZEN

die Grünen und die von ihnen geführte Verwaltung, um die Einspurigkeit auf der Adenauerallee durchzusetzen. So wurde gegenüber Rat und Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet, es gebe rechtliche Vorschriften, die die Einspurigkeit der Adenauerallee erzwingen würden. Tatsächliche gibt es diesen rechtlichen Zwang nicht, sondern es geht um eine politische Entscheidung.

Lesen Sie mehr…
01. Aug 2023

AM 14. August 1949 WÄHLTEN DIE BONNER

Konrad Adenauer zu ihrem ersten MdB. Er blieb bis zu seinem Tod 1967 direkt gewählter Abgeordneter im Wahlkreis Bonn. In meinem Aufsatz "Konrad Adenauer als Bonner Bundestagsabgeordneter" habe ich mich intensiver mit diesem oft vernachlässigten Teil des Wirkens Adenauers befasst. Lesen Sie mehr…
08. Jul 2023

EDITHA LIMBACH IST IM ALTER VON 90

Jahren verstorben. Die ehem. Bonner Bundestagsabgeordnete ist 1960 der CDU beigetreten und war 1970 - 1988 sowie 1998 - 2003 stv. Kreisvorsitzende der Bonner CDU. 1975 - 1989 gehörte sie dem Bonner Stadtrat an und 1987 - 1998 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages.  Lesen Sie mehr…
04. Mai 2023

DIE GRÜNEN GEBEN IN BONN SEIT

zweieinhalb Jahren als stärkste Ratsfraktion und mit einer grünen Oberbürgermeisterin die Richtung vor. Dabei sind sie völlig auf Einschränkungen des Verkehrs zugunsten von Fahrradfahrern fixiert und tragen damit zu einer bedenklichen Polarisierung der Stadtgesellschaft bei. Lesen Sie mehr…
03. Mai 2023

POLITIK- UND MUSIKWISSENSCHAFT HABEN

an der Bonner Universität eine besonders lange und beeindruckende Tradition. In beiden Fächern wurden die ersten Lehrstühle im deutschsprachigen Raum hier eingerichtet. Aber durch Reformen im Rahmen des unseligen Bologna-Prozesses drohen diese Fächer in den Hintergrund zu treten. Lesen Sie mehr…
03. Mai 2023

DIE AKTIVISTEN DER „LETZTEN GENERATION“

Klebeaktionen und der Beschädigung von Gebäuden und Kunstwerken demokratische Prinzipien in Frage, sondern auch mit ihrem Vorschlag eines ausgelosten "Gesellschaftsrat", der gewählte Parlamente ersetzen soll. Lesen Sie mehr…
01. Apr 2023

DAS ERZBISTUM KÖLN WILL IN BONN

die traditionsreiche Liebfrauenschule schließen. Weil er das für einen schweren Fehler hält, hat Stephan Eisel mit seinen Nachfolgern im Vorsitz der CDU Bonn einen gemeinsamen Brief an Kardinal Woelki geschrieben. Christliche Kirchen dürfen sich nicht aus der Arbeit mit und für Jugendliche zurückziehen. Lesen Sie mehr…
02. Mrz 2023

DAS MILLIONENGRAB DER BEETHOVENHALLE

wird immer tiefer. Jetzt musste die Bonner Stadtverwaltung auch beim Parkplatz  Mehrkosten um 30 Prozent einräumen. Den Boden des Millionenlochs auf Kosten der Bonner Steuerzahler kann man schon längst nicht mehr sehen. Lesen Sie mehr…
03. Jan 2023

BEGABUNGSVIELFALT SOLLTE UNSER

Bildungssystem prägen. Aber in den letzten Jahren hat sich eine einseitige Fixierung auf die akademisch-theoretische Ausbildung in den Vordergrund geschoben. Das rächt sich jetzt durch einen dramatischen Fachkräftemangel gerade im Handwerk. Lesen Sie mehr…
23. Nov 2022

ÜBER 224 MIO € FÜR DIE BEETHOVENHALLE

will die grüne Bonner Oberbürgermeisterin Dörner ausgeben. Wie ihre beiden Vorgänger verkündet sie wieder eine Höchstgrenze, obwohl kein Ende des Sanierungsdesasters abzusehen ist. So rutschen die Ratsmehrheit und die Verwaltungsspitze immer tiefer in Millionengrab der Sanierung einer maroden Mehrzweckhalle. Lesen Sie mehr…